Martin Ebners «Visionen» und ihr Lerneffekt
Anlagen in den BZ Visionen von Martin Ebner haben in den vergangenen Monaten grosse Kursverluste erlitten. Bei Käufen auf Kredit waren die Resultate noch negativer. Welches sind die Gründe für die überdurchschnittlichen Verluste und was soll man jetzt tun?
Veröffentlicht am 16. August 2002 - 00:00 Uhr
«Aktien verändern Ihr Leben». Dieser Slogan des Financiers Martin Ebner hat sich leider für viele Kleinanleger schmerzhaft bewahrheitet. Die Anlagen in den von der BZ Gruppe verwalteten Visionen (BK Vision, Pharma Vision, Stillhalter Vision, Spezialitäten Vision) haben in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich an Wert verloren. Sicherlich sind die Gründe für das Scheitern vielfältig. Dennoch erscheinen zwei Punkte der Anlagestrategie besonders erwähnenswert: die Konzentration der Anlagen auf einige wenige Einzeltitel (sog. Klumpenrisiko) und Aktienkäufe auf Kredit. Was kann der Kleinanleger daraus lernen?
Keine Klumpenrisiken!
Die Beteiligungen der Visionen haben sich auf einige wenige, aber umso grössere Engagements an Schweizer Unternehmen konzentriert (u.a. Credit Suisse Group, UBS, Bâloise, ABB). Dabei bewegen sich die Kurseinbrüche seit Anfang 2002 zwischen knapp 40% und 52%. Das sind deutlich höhere Verluste als jene des Swiss Marktet Index, welcher in den ersten sieben Monaten dieses Jahres rund 20 Prozent an Wert verlor. Dieser Index berücksichtigt rund 30 liquide, hochkapitalisierte Unternehmungen des Schweizer Aktienmarktes (sog. Blue Chips), er repräsentiert ca. 80% der Gesamtkapitalisierung. Auch einem professionellen Investoren wie Martin Ebner ist es also nicht gelungen, mittels riskanter Einzelanlagen erfolgreicher als der Gesamtmarkt zu sein.
Keine Aktienkäufe auf Kredit!
Die Hoffnung auf hohe Gewinne veranlasste viele Anleger nicht nur mit eigenen finanziellen Mitteln zu investieren, sondern auch fremdfinanzierte Aktienkäufe zu tätigen. So wurden mittels Lombardkredit spekuliert (Kredit gegen Hinterlage von Wertschriften) oder Hypotheken auf Liegenschaften erhöht und in Aktien investiert. Diese risikoreiche Strategie verspricht jedoch nur bei steigenden Kursen Gewinne. Wie sich die Situation bei gegenläufigen Märkten darstellt, verdeutlicht ein Vergleich von Anlagen in Visionen mit und ohne Kreditaufnahme (Berechnungen ohne Berücksichtigung von Kaufspesen, Depotgebühren und Dividendenzahlungen):
Aktienkäufe mit Lombardkredit / mit Klumpenrisiko
Hätte ein Investor anfangs dieses Jahres eigene Mittel von rund 100'000 CHF sowie einen zusätzlichen Lombardkredit von 50'000 CHF zu etwa gleichen Teilen in die vier Ebner-Visionen investiert, wäre es per 31. Juli 2002 zum nachfolgend aufgeführten Verlust gekommen:
Aber auch Anleger ohne Fremdfinanzierung blieben infolge der Strategie der Visionen, in einige wenige Aktien zu investieren, vor Rückschlagen nicht verschont:
Alternative für Kleinanleger: Indexfonds
Um das Kurs- wie auch Ausfallrisiko von Einzelaktien zu vermindern, sollte der Kleinanleger für seine Aktienanlagen nur breitgestreute Anlagefonds oder Indexfonds auswählen.
Indexfonds sind passiv gemanagte Fonds, deren Zielsetzung die Nachbildung der Kurs- und Renditeentwicklung eines zugrundeliegenden Index ist. Für Aktienanlagen am Schweizer Markt eignet sich zum Beispiel der XMTCH on SMI (XMTCH steht für "Exchange Match"; Valorennummer: 889.976). Der Fonds bildet mit seinen Anlagen den Swiss Market Index möglichst 1:1 nach. Weitere interessante Informationen und Produktebeschreibungen zu Indexfonds finden sich im übrigen auf der Homepage der Schweizer Börse SWX.
Zwar schützen auch breit diversifizierte Anlagefonds oder Indexfonds nicht vor Verlusten, verhindern aber zumindest auf Gedeih und Verderb dem Kursverlauf von Einzeltitelanlagen ausgeliefert zu sein. Eine Anlage in XMTCH on SMI hätte für die ersten sieben Monate dieses Jahres einen Verlust im Rahmen des Indexrückgangs ergeben:
Fazit für Privatanleger
Kleinanleger sollten nur ausreichend diversifizierte Aktienanlagen tätigen und nie auf Kredit!
Wer heute noch mit einem wenig diversifizierten Portfolio (allenfalls auf Kreditbasis) an den Börsen engagiert ist, sollte unbedingt seine Risikobereitschaft, in erster Linie aber seine Risikofähigkeit, überdenken. Dies kann bedeuten, dass auch im heutigen Zeitpunkt noch Umschichtungen oder gar Verkäufe vorzunehmen sind. Ausserdem sollten nur äusserst finanzkräftige und nervenstarke Anleger weiterhin auf Kreditbasis mit Aktien spekulieren. Denn es ist nicht auszuschliessen, dass die Finanzmärkte in den kommenden Monaten noch einige (negative) Überraschungen für die Anleger bereithalten.