«Provisionsjäger gestoppt» lautete der Titel eines Beobachter-Artikels, der die Firma ITE Independent Trust of Economy AG in Emmenbrücke LU unter die Lupe nahm. Diese Allfinanzfirma arbeitete als so genannter Strukturvertrieb für die Skandia, ihre Agenten verkauften auf Provisionsbasis Versicherungs- oder Fondssparverträge. Ein Vermittler der ITE hatte einer Bernerin einen Fondssparvertrag mit 25 Jahren Laufzeit bei der Lebensversicherung Skandia aufgeschwatzt. Und zwar ohne die Frau darüber zu informieren, dass im Fall einer vorzeitigen Auflösung die Gebühren und Spesen praktisch das gesamte angesparte Kapital auffressen würden. Dank der Intervention des Beobachters erhielt die Leserin damals von der Skandia die gesamten, während über zwei Jahren einbezahlten Prämien zurück.

Den Skandia-Verantwortlichen muss bereits zu jener Zeit angesichts der «Beratungsleistung» der ITE-Agenten der Kragen geplatzt sein: Noch bevor der Bericht erschien, hatte die Skandia den Vermittlervertrag mit der ITE bereits aufgelöst (Beobachter Nr. 23/2001). Dies geschah, wie Skandia-Abteilungsleiter André Jöhr heute bestätigt, «aus Gründen der zunehmend auseinander gehenden Ansichten über die Vertriebsmodalitäten, deren Qualität für uns schliesslich der beste Garant ist, dass die vermittelten Kunden die Verträge auch einhalten».

ITE weist Vorwürfe zurück
Denn der damals geschilderte Einzelfall war in der Tat nur die Spitze eines Eisbergs: Gut 200 von der ITE vermittelte Policen mit ähnlichen Beratungsmängeln musste die Skandia wieder stornieren, wie André Jöhr bestätigt. Die ITE hatte aber die Provisionen für die problematischen Verträge längst kassiert und weigert sich nun, diese trotz vertraglicher Stornoklausel zurückzuzahlen.

Der Betrag, den die Versicherung mittlerweile auch auf dem Betreibungsweg geltend macht, beläuft sich auf fast eine halbe Million Franken. Die Rückforderung bezieht sich dabei nur auf die stornierten Verträge, bei denen der Kunde wenigstens eine Prämie einbezahlt hatte. Dies war bei Verträgen, die von der ITE vermittelt worden waren, offenbar öfter nicht der Fall. Wie viel Umsatz der Skandia tatsächlich entgangen ist, lässt sich daran abschätzen, dass normalerweise vier Franken pro 1000 Franken Vertragssumme an Vermittler ausbezahlt werden.

Die ITE hat gegen die Betreibungen der Skandia Rechtsvorschlag erhoben. Der Fall liegt nun bei den Rechtsanwälten, die im Auftrag der Skandia mit einer zivilen Forderungsklage nachdoppeln wollen. «Diesem Prozess sehen wir mit Gelassenheit entgegen», erklärt ITE-Verwaltungsratspräsident Gerhard Schmutz. Die Firma sei der Meinung, dass sie die Vertragsstornierung nicht zu verantworten habe: «Die Kunden waren mit den Produkten der Skandia nicht zufrieden.» Den Vorwurf der unzureichenden Beratung weist Schmutz mit Nachdruck zurück: Der zweite Versicherungspartner, die Aspecta, stelle der ITE ein gutes Beratungszeugnis aus. Auch die Skandia habe die Beratungsleistung der ITE-Leute mehrfach schriftlich gelobt.

Teure Autos zeigen den Erfolg
Das Lebensversicherungsgeschäft scheint den ITE-Verantwortlichen seit dem Ausstieg der Skandia allerdings ohnehin etwas verleidet zu sein. Jedenfalls diversifiziert das Unternehmen in andere Branchen: Bereits im Mai 2001 wurde an derselben Adresse in Emmenbrücke und mit teilweise demselben Verwaltungsratspersonal die ITE Leasing und Verwaltungs AG gegründet, deren Tätigkeitsfeld den «Abschluss von Leasingverträgen als Leasinggeberin wie auch als Leasingnehmerin» umfasst.

Im August 2001 kaufte sich die ITE zudem mit einer namhaften Beteiligung bei dem kleinen Innerschweizer Verlagsunternehmen Givel ein, das mehrere Gratis-Anzeiger herausgibt. So darf jetzt das «Luzerner Journal» aus diesem Verlag die Herren B. und N., «zwei erfolgreiche Luzerner», nach dem Geheimnis ihres Erfolgs («Das sieht man an meinem Ferrari und meinem Mercedes») fragen: Klar, die beiden sind Sales-Manager bei der ITE AG.

Dieses Bild kann nicht angezeigt werden.