Aktion zwei für eins
Eine Operation, zwei Eingriffe: So könnten Kosten gespart werden. Doch die Zürcher Schulthess-Klinik spielt nicht mit.
Veröffentlicht am 27. September 2005 - 11:09 Uhr
Bettina W. leidet an Hallux valgus – einer Fehlstellung der Zehen, die bei Frauen häufig vorkommt. Sie entschloss sich deshalb diesen Sommer zu einer Behandlung in der Zürcher Schulthess-Klinik. Weil Bettina W. der Arbeit möglichst wenige Tage fernbleiben wollte, sollten beide Füsse in einer Operation behandelt werden. Ein so genannter Mehrfacheingriff, medizinisch kein Problem. Und auch aus Kostengründen sinnvoll.
Doch kurzfristig beschied die Klinik Bettina W., das sei nicht möglich, sie müsse zweimal unters Messer. Begründung: Die Kassen zahlen laut Schulthess-Chef Matthias P. Spielmann keine Mehrfacheingriffe über die Grundversicherung. «Als Klinik haben wir zwei Möglichkeiten», sagt Spielmann dem Beobachter: «Wir führen den zweiten Eingriff in einer weiteren Hospitalisierung durch oder wir machen die Mehrfachoperation gratis.» Eine Arbeit zum Nulltarif hätten sie aber nicht im Sinn.
Dieser Aussage widerspricht die grösste Schweizer Kasse, die Helsana: «Natürlich bezahlen wir Grundversicherten eine Hallux-Operation – auch wenn beide Füsse im selben Eingriff behandelt werden. Das ist wesentlich günstiger als zwei einzelne Operationen», so Mediensprecher Christian Beusch. Peter Marbet vom Kassenverband Santésuisse geht noch einen Schritt weiter: «Die Schulthess-Klinik ist sogar verpflichtet, beide Füsse auf einmal zu operieren. So schreibt es das Wirtschaftlichkeitsgebot des Krankenversicherungsgesetzes vor.»