Ende November 1955 bricht Unruhe aus im Marienheim im toggenburgischen Dietfurt SG. Zwei Cousinen aus Italien wehren sich gegen die gefängnisähnliche Unterbringung. Als die Heimleiterin die beiden aufmüpfigen Mädchen zur Strafe entlässt, kündigen acht weitere Italienerinnen ebenfalls. «Nun gibts unter den Italienerinnen Empörung», notieren die Schwestern aus dem Kloster Ingenbohl, die das Marienheim führen.

Die Cousinen sind erst seit vier Monaten im Mädchenheim. Sie arbeiten zusammen mit schätzungsweise 30 Italienerinnen als Angestellte in der Spinnerei und Weberei. Die Italienerinnen wohnen in derselben Unterkunft wie die rund 60 zwangsinternierten Schweizer Mädchen (siehe «Zwangsarbeit in der Spinnerei»). Die Fremdarbeiterinnen haben zwar etwas mehr Freiheiten als die Schweizerinnen. Doch auch ihnen ist ausser Beten und Arbeiten nur wenig erlaubt.