«Im Fettklumpenvorfall ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.»

«Luzerner Zeitung», 24. März 2023

Es war wie in einem Horrorfilm für Teenager: Die hübsche Blondine biegt gut gelaunt um die Ecke beim Luzerner Hauptbahnhof, dann steht sie ihm urplötzlich gegenüber: dem riesigen, übelst riechenden Fettmonster, das sich langsam aus dem Untergrund aufs Trottoir presst. Wäre Luzern Hollywood, hätte das Fettmonster die Stadt im Nu unter sich begraben – schreiende Menschenmassen würden aufs kalorienärmere Land flüchten.

So weit kam es in Luzern dann doch nicht. Feuerwehr und Polizei rückten aus und sperrten das Gebiet grossräumig ab. Wie es möglich war, dass sich derart viel Fett in die Leuchtenstadt ergoss, ist bis heute nicht geklärt. Unter Verdacht stehen Gastrobetriebe, die ihr Speisefett in heissem Zustand via Abfluss in der Kanalisation entsorgten. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Wenigstens ist das Fett aus den Restaurants definitiv weder in den Mägen der Luzernerinnen und Luzerner gelandet noch in jenen der vielen Gäste, die die schönste Stadt der Schweiz besuchen. Für die Gesundheit ist der grausige Fund, der wie Kartoffelstock ausgesehen haben soll, also förderlich.

Nur die Schönheitschirurgie klagt über Umsatzeinbussen. Wenn das ganze Fett direkt in den Gully fliesst, kann man es nicht aus Bäuchen und Hintern absaugen. Dabei ist es just die Chirurgie, die den Luzerner Behörden eine so simple wie geniale Lösung für die stinkende Misere liefert. Pate gestanden hat dabei kein Geringerer als Silvio (Don) Berlusconi. Aus dem abgesaugten Körperfett des ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens wurde einst eine Waffe gegen Fett geschaffen: eine Seife. Bewundern konnte man das Werk des Schweizer Künstlers Gianni Motti 2010 im Migros-Museum.

Man muss das Luzerner Fettmonster also nur zu Seife verarbeiten, mit der man dann die Kanalisation reinigen kann. Oder man schneidet sich eine Scheibe von einer in London geborenen Idee ab. Dort gab es 2017 einen Fettklumpen, der so schwer war wie zehn Doppeldeckerbusse zusammen. Ein Teil davon wurde im Museum of London ausgestellt, wo er sich bald zum Publikumsmagneten entwickelte. Wenn sich die Luzerner Tourismusbehörden auf ein ähnliches Projekt einliessen, könnte die Kapellbrücke schon bald Konkurrenz bekommen.