Rauchen verursacht Lungenkrebs – eine alte Erkenntnis. Den Beweis dafür sollten Tierversuche erbringen. Doch die Tiere bekamen keinen Krebs. Folge: Jahrelange Verzögerung in der Krebsforschung, Tausende von Patienten starben unterdessen.

So argumentiert Christopher Anderegg, zweifacher Doktor der Medizin und der Biologie, dann Forscher an der ETH Zürich. Früher gehörten Versuchstiere zu seiner täglichen Arbeit.

Den Wandel zum absoluten Gegner solcher Versuche hat Julia Luchsinger bewirkt, damals Biologiestudentin und seit zehn Jahren mit Anderegg verheiratet. Sie drückte ihm das Buch «Victims of science» (Opfer der Wissenschaft) von Richard Ryders in die Hand. Nach dessen Lektüre verliess er die Forschung.

Seither ist Christopher Anderegg davon überzeugt, dass Tierversuche keine Aussagekraft für den Menschen haben. «Mensch und Tier unterscheiden sich grundsätzlich darin, wie sie auf Substanzen und Krankheiten reagieren», sagt er.

Seit einigen Jahren widmet sich Anderegg nun ganz dem Kampf gegen Tierversuche, beschafft Fakten und schreibt Texte für seine ganzseitigen Inserate in der Presse. Der Verein zur Abschaffung der Tierversuche zahlt ihm ein bescheidenes Salär; ohne Julias Zusatzeinkommen käme die dreiköpfige Familie nicht über die Runden. Und schon bald wird sie vierköpfig sein.

Das Paar führt seinen Kampf konsequent und fair. Mögliche negative Folgen schrecken die beiden nicht ab. Als Christopher Anderegg noch in der Forschung tätig war, orientierte er den Beobachter über die miserable Haltung der Versuchskaninchen an der ETH (Beobachter 3/89). Dafür stand er mit seinem vollen Namen gerade. Das juristische Nachspiel blieb nicht aus.

Auch nicht, als er eine Koryphäe der Veterinärmedizin wegen eines Versuchs mit Katzen kritisierte; Anderegg gewann den Prozess. Und selbst vor Kritik an einem Nobelpreisträger schreckt das Paar nicht zurück – wenn dies das Wohl der Tiere erfordert.