«Als ich zum ersten Mal Nagellack trug, war ich voller Angst. Zu Hause oder mit Friends, das ging. Aber so zur Uni? Schon nur zum Kiosk?»

Es dauerte Jahre, bis Pascal Pajic Mut fand. Ein paar Mundwinkel wanderten nach unten, ein paar Augenbrauen nach oben, aber sonst? Nichts. Keine Kommentare. «Da realisierte ich, dass ich mich nicht anpassen und dem Druck der Gesellschaft nicht nachgeben muss.»

Eine Zeit lang bezeichnete sich Pascal Pajic als atypischer Mann – um zu zeigen, dass es das gibt. «Inzwischen frage ich mich, ob es wirklich eine Rolle spielt: Frau oder Mann.» Der 28-Jährige sitzt auf der Terrasse eines Berner Cafés. Dunkler Bart, blondierte Haare, goldene Ringe in Ohren und Nase, Sonnenbrille. Bald muss er los zur nächsten Vorlesung, Medizin. Make-up und Nagellack trägt er heute nicht. Aber er könnte, und das ist entscheidend.