
Veröffentlicht am 2. Dezember 2025 - 06:00 Uhr

«Unser eigener Bruder hat uns aus dem Haus gedrängt», sagen die Schwestern.
Wenn Carlo Frey aus dem Fenster schaute, schweifte sein Blick über den glitzernden Zürichsee bis zu den schneebedeckten Glarner Alpen. Sein Haus hatte dicke Mauern, drei Giebel und lindgrüne Fensterläden. Über der Garageneinfahrt rankten sich Glyzinien, und im Garten ächzten und knorzten die Eichen im Wind und warfen ihre Schatten auf Gartenhäuschen und Pool.
Carlo Frey – der wie alle Personen hier tatsächlich anders heisst – lebte viele schöne Jahre an diesem Ort. Doch dann starb Eleonor, seine Frau, gerade einmal 74-jährig, ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Das war im Februar 2004 – und für Carlo war nichts mehr, wie es war. Er habe ihren plötzlichen Tod nie richtig überwunden. Ohne sie habe ihm der Teil gefehlt, der die Entscheide in allen Belangen fällte. So sollte es später in den Akten heissen, die der Beobachter einsehen konnte.