Der Rat des Medgate-Ärzteteams: Etwa jede siebte

Frau leidet an ungewolltem Urinverlust (Inkontinenz). Meist

handelt es sich um eine Schwäche des Verschlusssystems

(Stressinkontinenz).

Zuerst äussert sich dies mit Urinverlust bei schwerer

Belastung (Heben, Sport, Pressen), später auch beim Husten,

Sprechen oder Lachen.

Neben der Stressinkontinenz gibt es vor allem die Dranginkontinenz:

Ein überempfindlicher Blasenmuskel führt zu gesteigertem,

nicht beherrschbarem Harndrang.

Die Basisbehandlung der Stressinkontinenz besteht in Massnahmen,

die das Verschliessen der Blase unterstützen: Beckenbodentraining,

lokale Hormontherapie (Östrogen) und Gewichtsabnahme

(falls übergewichtig).

Bleibt der Erfolg aus, empfiehlt sich eine gynäkologische

Abklärung mit speziellen Druckmessungen sowie der Kontrolle,

wie Blase und Harnröhre liegen. Stellt sich heraus, dass

sich die Beckenorgane (Blase, Gebärmutter, Darm) gesenkt

haben, können so genannte Vaginalpessare oder eine Operation

nötig sein.

Viel versprechende Methode

Bisher war die Kolposuspension (Blase aufhängen) der

wirksamste Eingriff. Eine neue Alternative ist das Einsetzen

eines Kunststoffbandes: Das Tension Free Vaginal Tape (TVT)

wird von der Scheide her mittels grosser Nadeln um die Harnröhre

gelegt. Unterstützt durch die Patientin (Husten, Pressen)

wird das Band in die optimale Lage gebracht. Dafür genügt

eine lokale Betäubung; die Kolposuspension erfolgt unter

Teil- oder Vollnarkose.

Erfolgsaussichten abklären

Die Heilungsraten der beiden Methoden sind vergleichbar, ebenso

die Komplikationen (Infektion, Blasenverletzung). Die Operationszeit

sowie die Dauer des Spitalaufenthalts und der anschliessenden

Erholung sind beim TVT jedoch geringer, weshalb es eine sinnvolle

Alternative zur Kolposuspension ist.

Weil das Einsetzen eines TVT eine relativ junge Methode

ist, empfiehlt es sich, den Eingriff in einem grösseren

Zentrum durchführen zu lassen beziehungsweise von einem

Arzt, der in dieser Technik geübt ist. Zudem kommt die

TVT-Operation nicht für jede Frau in Frage; im Zweifelsfall

ist sorgfältig abzuklären, ob herkömmliche

Techniken bessere Erfolgsaussichten haben.

Ruth P. wird sich nun für ein Gespräch und die

ersten Untersuchungen beim Hausarzt melden. Ausserdem hat

sie eine Internetadresse erhalten, wo sie ein Aufklärungsprotokoll

zum TVT-Eingriff runterladen kann.

(PDF-Format) runterladen.