Durchzuckt Sie beim Genuss einer Glace oder beim Trinken eines Kaffees ein Schmerz im Zahn, ist oft der Gang zum Zahnarzt angezeigt: ein Loch, eine Spritze, bohren, die Füllung einlegen: für viele Patienten eine Tortur.

Für ein dauerhaft strahlendes Lächeln ist die Wahl der richtigen Zahnfüllung wichtig (siehe Nebenartikel «Zahnbehandlung: Die richtige Füllung macht das Lächeln aus»).

Was falsches Zahnfüllmaterial anrichten kann, zeigt der Fall von Susy Spycher. Die heute 57-Jährige wurde vor zwölf Jahren schwer krank: Sie litt an einer Gesichtsneuralgie, Sehstörungen, Darmkrämpfen, Herz-Kreislauf-Problemen und Depressionen. Ein Naturheilpraktiker stellte schliesslich die Diagnose: eine zu hohe Quecksilberkonzentration im Körper. Spycher stand während neun Jahren als Zahnarztgehilfin in direktem Kontakt mit Amalgam, und auch ihre Zähne waren mit diesem Material gefüllt.

Die Giftigkeit von Amalgam konnte bis heute wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Quecksilber, ein Bestandteil des Amalgams, sei zwar als hochtoxisches Zellgift bekannt, sagt Gabriel Krastl von der Basler Universitätsklinik für Zahnmedizin. «Die Mengen, die mit dem Amalgam in den Körper gelangen, sind aber zu gering, um schädlich zu sein.» Eine Ausnahme bildeten seltene Fälle von allergischen Reaktionen, so Krastl.

«Amalgam ist höchst bedenklich»

Ganz anderer Meinung ist Joachim Mutter, Umweltmediziner an der Universität Freiburg. Er kommt zum Schluss, dass Amalgam die Hauptquelle für die menschliche Quecksilberbelastung ist. Vor allem bei Neuanfertigungen, aber auch aus bestehenden Füllungen würden kontinuierlich kleine Mengen des gefährlichen Quecksilberdampfes freigesetzt. Laut Mutter gelangen diese Dosen über die Lunge ins Blut, wo sie sich in den Organen festsetzen. Sein Fazit: «Amalgam ist sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt höchst bedenklich.»

Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft geht nicht so weit. Sie rät jedoch gemäss den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bei Schwangeren und Kindern auf Amalgam zu verzichten. In Schweden ist Amalgam mittlerweile verboten - in der EU steht ein grundsätzliches Verbot von Quecksilber zur Diskussion.

In der Schweiz ist Amalgam fast vollständig aus den Zahnarztpraxen verschwunden. «Amalgam wird von den Patientinnen und Patienten nicht mehr akzeptiert», sagt der Zürcher Zahnarzt Martin Eichenberger. Seit zwölf Jahren lernen die Studenten an der Zahnmedizinischen Klinik der Universität Zürich das Legen von Amalgamfüllungen nicht mehr. Dafür setzen die Zahnmediziner auf Komposite - eine Mischung aus Kunststoff und Glaskeramik. Der grosse Vorteil: Kunststofffüllungen sind zahnschonend, nur die kariöse Zahnsubstanz muss entfernt werden; die Haltbarkeit entspricht jener von Amalgam. Das Material kann beim Aushärten allerdings schrumpfen - Randspalten zwischen Zahn und Füllung und später Sekundärkaries sind mögliche Folgen. Wie Komposite auf den Körper wirken, ist noch wenig erforscht.

Hochwertige Zahnwerkstoffe sind Gold und Keramik. Die Materialien zeichnen sich durch eine lange Haltbarkeit aus: Goldfüllungen halten 20 Jahre, gehen aber ziemlich ins Geld. Keramikfüllungen sind gesundheitlich unbedenklich und stehen dem natürlichen Zahnmaterial farblich in nichts nach. Und Gold? Bei Susy Spycher zeigte das Auswechseln der Füllungen nicht die Wirkung, die sie sich erhofft hatte: Nachdem alle Amalgamplomben durch Gold ersetzt worden waren, litt die Patientin unter Entzündungen im Mund - ein ständiger Metallgeschmack plagte sie. Heute lebt Spycher gut mit Keramikfüllungen, ein Grossteil der körperlichen Beschwerden seien verschwunden.

Das eigene Material ist das beste

«Jeder Zahnersatz ist ein Fremdkörper», sagt Martin Eichenberger. Um Unverträglichkeiten zu umgehen, rät er empfindlichen Personen, vor einem Eingriff Materialtests zu machen. Mit Abstand das beste Zahnmaterial - da sind sich Zahn- und Umweltmediziner einig - ist aber immer noch das eigene. Um erst gar keine Löcher entstehen zu lassen, empfehlen sich eine gründliche Zahnreinigung, eine gesunde Ernährung und regelmässige Kontrollen beim Zahnarzt.

Quelle: Archiv