Der Albtraum holt sie ein, wenn es draussen hell wird. Oft am gleichen Ort: im Zug, auf dem Weg zur Arbeit. Immer auf dieselbe Art: Koliken, Krämpfe, kalter Schweiss. Meist hat Sandra Schenker Glück: Das WC ist frei, der Weg dahin kurz. Manchmal hat sie Pech, das Abteil ist voll. Was nun passiert, weiss sie nur zu gut. Sie verkrampft sich und kämpft, obwohl sie nicht gewinnen kann. Bald hört sie die Luft entweichen und spürt die Wärme ums Gesäss. Sieht verwunderte Blicke, die zur verfärbten Jeans wandern.

Mitreisende können nicht einordnen, was da passiert – die junge Frau sieht doch ganz normal aus. Grosse blaue Augen und glatte Haare, die sich bis zur Taille strecken. Ein Lippen-Piercing, ein Nasenring, perfekte Zähne. Sandra Schenker pflegt und schminkt sich auch dann, wenn ihr nicht danach ist. «Ich will nicht oberflächlich sein, aber mein Aussehen ist das, was mir noch bleibt», sagt die 33-Jährige. Eine gesunde Hülle, in der sich ein kranker Körper versteckt.