Der Arzt bindet eine Manschette um den Oberarm des Patienten, schiebt das Stethoskop darunter, pumpt die Manschette auf, lässt langsam Luft ab, konzentriert sich auf die Geräusche und murmelt Zahlen: «160, 100… Ihr Blutdruck ist zu hoch.»

Für den Patienten bedeutet das Alarmstufe Rot. Denn zu hoher Blutdruck – auch Hypertonie genannt – birgt grosse Risiken. Herz und Blutbahnen werden stärker belastet. Dies kann zu Gefässschäden, Herzinfarkt, Nierenleiden, Hirnschlag sowie Augenschäden führen. Oft bleibt Bluthochdruck unbemerkt. Hinweise auf das gefährliche Leiden können Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Atemnot, Nasenbluten oder Ohrensausen sein.

Blutdruck regelmässig messen
Nicht behandelter Bluthochdruck zählt zu den häufigsten Gründen für Invalidität und Tod. Je früher man etwas dagegen unternimmt, desto besser. Besonders ab dem mittleren Alter ist es sinnvoll, den Blutdruck regelmässig zu messen – was nicht nur beim Arzt, sondern auch in der Apotheke oder im Spitex-Ambulatorium möglich ist.

Der Blutdruck wird mit zwei Werten angegeben. Der eine bezieht sich auf den Druck, der entsteht, wenn das Herz das Blut in die Körperarterien presst. Dies ist der obere Wert; er wird systolischer Blutdruck genannt. Beim tieferen Wert handelt es sich um jenen Druck, der in den Arterien herrscht, wenn sich das Herz mit Blut füllt. Er heisst auch diastolischer Blutdruck. Als hoher Blutdruck gilt nach den neusten Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein oberer Wert über 130 und ein unterer über 85.

Der Blutdruck verändert sich im Lauf des Tages und kann auch kurzfristig ansteigen – etwa wenn man sich anstrengt oder aufregt. Für eine gültige Aussage muss der Druck deshalb mehrmals und zu verschiedenen Zeiten gemessen werden. Nur wenn er anhaltend erhöht ist, spricht man von Hypertonie.

In westlichen Industrieländern steigt der Blutdruck in der Regel mit zunehmendem Alter: Leiden unter den 25- bis 34-Jährigen rund acht Prozent unter erhöhtem Blutdruck, sind es bei den 60- bis 74-Jährigen über 60 Prozent. Zu hoher Blutdruck ist meist eine Folge des Lebensstils. In vielen Fällen sinkt er bei einer gesünderen Lebensweise.

Die Schulmedizin kennt verschiedene blutdrucksenkende Medikamente. Daneben gibt es eine Reihe komplementärmedizinischer Behandlungsformen. Doch Vorsicht: Nicht für alle Betroffenen ist dieselbe Therapie sinnvoll und wirksam.

  • Ernährung
    Bei hohem Blutdruck empfiehlt sich eine Umstellung auf Vollwerternährung: viel Gemüse und Früchte, keine Fertigprodukte, wenig Fleisch (mit Ausnahme von Fisch), wenig tierische Fette und Öle. Ältere Personen sollten wenig Salz zu sich nehmen. Wichtig sind auch genügend Kalium, Kalzium und Vitamin D. Ausserdem sollte man wenig Alkohol trinken. Und: Wer zu schwer ist, sollte unbedingt abnehmen.

  • Bewegung
    Regelmässige Bewegung wirkt sich günstig auf den Blutdruck aus. Am besten ist Ausdauersport – und zwar mindestens dreimal 20 Minuten pro Woche. Nutzen Sie auch im Alltag jede Gelegenheit, sich zu bewegen: Treppen steigen, kürzere Strecken zu Fuss gehen – und Velo fahren.

  • Entspannungstechniken
    Oft fällt es Leuten mit Bluthochdruck schwer, sich zu entspannen. Für sie kann es sinnvoll sein, eine Entspannungsmethode zu erlernen, beispielsweise Atemtherapie, autogenes Training, Meditation, Muskelentspannung (nach Jacobson) oder Yoga.

  • Wasseranwendungen
    Es gibt verschiedene Verfahrensweisen: zum Beispiel Waschungen, Güsse, Bäder oder Wickel.

  • Phytotherapie
    Verschiedene pflanzliche Mittel haben eine blutdrucksenkende Wirkung. In Frage kommen vor allem Schlangenwurz (Rauwolfia serpentina), frischer Knoblauch und Weissdorn. Schlangenwurz ist nur auf ärztliches Rezept erhältlich. Bitte beachten Sie: Pflanzliche Mittel wirken nicht sofort. Sie können Nebenwirkungen haben und sollten in bestimmten Fällen nicht eingenommen werden.

  • Homöopathie
    Hier geht es ums Prinzip der Ähnlichkeit. Gesucht wird ein Mittel, das – unverdünnt und nicht potenziert – jene Symptome hervorruft, unter denen der Patient leidet. Ziel: Das homöopathische Mittel soll die selbstheilenden Kräfte des Körpers anregen.

  • Akupunktur
    Laut der Lehre der traditionellen chinesischen Medizin fliesst die Lebensenergie «Chi» in bestimmten Bahnen des Körpers, den so genannten Meridianen. Um gesund und fit zu bleiben, sollte die Energie ungehindert fliessen können. Ist der Energiefluss gestört, sticht der Akupunkteur feine Nadeln in bestimmte Meridianpunkte. Auf demselben Prinzip beruhen übrigens auch Akupressur und Akupunktmassage, die ebenfalls bei hohem Blutdruck zum Einsatz kommen.

Wer ein komplementärmedizinisches Verfahren ausprobieren möchte, sollte sich zuvor vom Therapeuten oder von der Therapeutin einen Behandlungsplan mit Zeitvorgabe erstellen lassen. Blutdrucksenkende Medikamente sollten auf keinen Fall plötzlich abgesetzt werden, sondern – in Absprache mit dem Arzt – schrittweise gesenkt werden.