An Krebs habe sie nie gedacht, sagt Sabine G. «Ich hatte immer wieder Hämorrhoiden. Deshalb war etwas Blut im Stuhl keine Seltenheit», erklärt sie. «Als ich jedoch beim Stuhlgang plötzlich ein anderes Gefühl als sonst hatte, entschied ich mich, einen Spezialisten aufzusuchen.» Eine Darmspiegelung brachte dann die schlimme Diagnose: Ein Tumor in fortgeschrittenem Stadium versperrte den Darmausgang.

Es folgte eine harte Zeit: Die 40-jährige Mutter von drei Kindern musste sich einer zweiwöchigen Chemotherapie und anschliessend einer fünfwöchigen Bestrahlungstherapie unterziehen. Nach dieser Vorbehandlung erfolgten zwei Operationen. Chirurgen entfernten das befallene Stück Mastdarm mit dem Tumor. «Mein Mann, meine Mutter, aber auch die Familie und Freunde unterstützen mich, wo sie können. Die zweite Chemotherapie dauert noch an.»

Rund 4'100 Neuerkrankungen pro Jahr

Metastasen hatten sich bei Sabine G. glücklicherweise nur an einzelnen Lymphdrüsen gebildet, die entfernt wurden. Bei mehr als der Hälfte der Patienten sind bereits solche oder weitere Metastasen in der Leber oder Lunge vorhanden, wenn sie zu uns kommen. Diese Patienten hatten über Jahre Blut im Stuhl, ohne dies zu merken oder ernst zu nehmen. Je früher man den meist langsam wachsenden Darmkrebs entdeckt, desto besser sind die Heilungschancen.

Darmkrebs entsteht schleichend und ohne Schmerzen. Es dauert meist rund zehn Jahre, bis sich aus einer harmlosen Wucherung ein bösartiger Tumor entwickelt. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, nimmt ab 50 Jahren zu und ist erhöht, wenn man Eltern oder Geschwister mit Darmkrebs hat. Bei Sabine G. ist der Darmkrebs nicht vererbt. Bei ihr hat eine Genmutation zum Krebs geführt. Das ist nur bei 10 bis 15 Prozent der Patienten der Fall.

Pro Jahr bekommen in der Schweiz rund 4'100 Menschen Darmkrebs, 1'600 sterben jährlich daran. Am häufigsten tritt der Krebs im Alter zwischen 70 und 80 Jahren auf - als 40-Jährige zählt Sabine G. zu den jungen Betroffenen.

Die Symptome

Mögliche Symptome für Darmkrebs sind ein unerklärlicher Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, veränderte Stuhlgewohnheiten, neu auftretende und anhaltende Bauchschmerzen sowie Stuhldrang, ohne Stuhl absetzen zu können. Der Stuhl kann durch Blut auch schwarz verfärbt sein. In jedem Fall sollten die Symptome vom Hausarzt abgeklärt werden - obschon auch harmlose Ursachen Auslöser dafür sein können.

Das Risiko

Hat man einen Elternteil, einen Bruder oder eine Schwester mit Darmkrebs, sollte man zum Vorsorgeuntersuch - und zwar zehn Jahre vor dem Alter, in dem beim Angehörigen der Krebs aufgetreten ist. Auch chronisch entzündliche Darmkrankheiten und Darmpolypen erhöhen das Risiko.

Die Untersuchungsmethoden


  • Der Stuhltest: Man schickt ein Karton-Briefchen mit etwas Stuhl per Post ins Labor. Dort wird der Stuhl auf Blut untersucht. Der Stuhltest ist fehleranfällig: Findet sich Blut im Stuhl, kommt nicht nur ein Tumor in Frage. Ursachen können auch ein Magengeschwür, Hämorrhoiden oder das halb rohe Steak von gestern sein. Studien haben gezeigt, dass mindestens 30 von 1000 Tests fälschlicherweise ein positives Resultat ergeben. Und nicht selten zeigt der Test einen Tumor gar nicht an, weil dieser nicht blutet.

  • Die Darmspiegelung: Der Arzt inspiziert mit einem langen Schlauch (Koloskop) den Dickdarm. Doch auch diese Methode ist nicht fehlerfrei. Der Arzt kann einen Polypen und Tumor übersehen, und nicht alle Tumore entstehen aus Polypen. Die Spiegelung findet unter Kurznarkose statt. Der Darm muss vorher komplett entleert werden.

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