Deutschland läutet die Abkehr von der Homöopathie ein: Die Zusatzbezeichnung Homöopathie wird aus der Weiterbildungsliste für Ärzte gestrichen. 13 von 17 Bundesländern haben sich bereits für die Streichung entschieden. Die komplementärmedizinische Methode wird damit kein Lernziel mehr sein. Dies berichtet die deutsche Onlineplattform Aerzteblatt.de.
Grund für die Streichung ist der Umstand, dass bis heute wissenschaftliche Studien fehlen, die die Wirksamkeit von Homöopathie – abgesehen von allfälligen Placebo-Effekten – belegen. Verboten ist Homöopathie aber weiterhin nicht: Deutsche Ärzte dürfen nach wie vor trotz fehlendem Wirkungsnachweis mit Globuli und anderen homöopathischen Präparaten behandeln.
Es ist ein erster Schritt. Viel weiter ging etwa Frankreich, wo Homöopathie per Januar 2021 aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen wurde. Oder das Vereinigte Königreich. Dort hatte die zuständige Behörde der britischen Gesellschaft für Homöopathie gleich die Zulassung entzogen.
Der Entscheid fiel bei einer Abstimmung am 126. Deutschen Ärztetag am 26. Mai 2022 – mit wenigen Gegenstimmen. Der deutsche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach begrüsste den Entscheid auf Twitter: «Gute Medizin steht auf dem Boden der Wissenschaft. Für Homöopathie gibt es dort keinen Platz.»
In der Schweiz bleibt die Homöopathie unangefochten , nachdem sie 2009 mit einer Volksabstimmung sogar in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen worden war.
1 Kommentar
Regelmässig stattfindende sozialwissenschaftliche Befragungen zeigen, dass Homöopathie beliebt ist bei hoher Zufriedenheit bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit. Deshalb werden homöopathische Arzneimittel gerne bei Säuglingen, Kindern, Schwangeren, Menschen mit Mehrfacherkrankungen und Menschen höheren Alters angewendet.
Für die Behandlungsqualität und Patientensicherheit existiert in der Schweiz ein Fähigkeitsausweis Homöopathie, der vom Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) und von der FMH anerkannt ist.
Gerade durch die Antibiotika Resistenzproblematik und Polypharmazie sind nachhaltige und schonende Erweiterungen der Therapiemöglichkeiten gefragt, und die integrativ angewandte Homöopathie kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, wie verschiedene Publikationen in den Fachmedien zeigen.
Gisela Etter, Präsidentin Schweizer Verein homöopathischer Ärztinnen und Ärzte.