Die 14-jährige Melanie klagt seit zwei Tagen über Müdigkeit und mag nichts essen. Als Kopfschmerzen und Schluckbeschwerden hinzukommen, greift die Mutter zum Fieberthermometer: 38,5 Grad. Alles spricht für eine simple Erkältung. Vom Klassenlehrer aber erfährt die Mutter, dass ein Mitschüler Melanies an «Kissing Disease» erkrankt sei. Jetzt ist sie völlig verunsichert.

Der Rat des Medgate-Ärzteteams:

Kissing Disease (Kusskrankheit) tritt sehr häufig auf, vor allem im Jugendalter. Andere Namen dafür sind Pfeiffersches Drüsenfieber oder Mononucleose. Verursacht wird sie durch das Epstein-Barr-Virus. Die Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch über kleinste Speicheltröpfchen, die beim Husten, Niesen oder eben auch beim Küssen übertragen werden.

Das Virus hat ein leichtes Spiel, sich auszubreiten: Bis zum Erreichen des Erwachsenenalters haben 98 Prozent der Bevölkerung eine Kissing Disease durchgemacht. Der menschliche Körper weiss sich gegen dieses Virus zu wehren: Er baut Abwehrstoffe auf, die ihn für den Rest des Leben vor einer weiteren Erkrankung schützen.

Der Verlauf hängt vom Alter ab: Je jünger die betroffene Person, desto milder die Symptome. Von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome können bei Jugendlichen bis zu sieben Wochen vergehen; bei Kleinkindern sind es fünf Tage bis drei Wochen. Bei diesen jedoch wird die Krankheit häufig gar nicht erkannt, weil sie wie eine leichte Erkältung wirkt.

Jugendliche oder Erwachsene bemerken zunächst grippeähnliche Symptome wie Gliederschmerzen und Müdigkeit. Das Fieber kann bis über 40 Grad steigen. Anschliessend kommt es oft zur typischen Anschwellung der Lymphdrüsen, besonders im Bereich des Halses. Im Rachen entzünden sich die Mandeln und zeigen grau-weissliche Beläge. Die Hals- und Schluckschmerzen können derart stark sein, dass das Essen und Trinken zur Qual wird. Die Krankheitssymptome dauern in der Regel eine bis zwei Wochen.

Die Diagnose stellt der Arzt aufgrund der genannten Symptome. Zur Bestätigung kann er eine Blutuntersuchung durchführen. Eine ursächliche Therapie ist nicht möglich: Weil es eine Viruserkrankung ist, helfen Antibiotika gar nichts.

Am wichtigsten sind Bettruhe und ausreichende Flüssigkeitszufuhr (oft schwierig wegen der Schmerzen). Das Fieber kann mit Medikamenten oder anderen Massnahmen gesenkt werden. Oft ist auch die Einnahme von – teils starken – Schmerzmitteln nötig.

Komplikationen sind selten. In erster Linie kann es zu bakteriellen Zweitinfektionen kommen. Diese erfordern nun eine antibiotische Behandlung. Daneben können Blutarmut und Gerinnungsprobleme auftreten, aber nur vorübergehend. Ausserdem besteht ein ganz geringes Risiko, dass die geschwollene Milz reisst. Deshalb sollte man während vier Wochen auf Sport verzichten.

Melanie berichtete uns drei Wochen später, dass die Krankheit bei ihr glücklicherweise so milde verlief, dass es nicht einmal nötig wurde, den Hausarzt zu konsultieren.

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