Sauerstofftherapie: Kick für die innere Atmung
Sauerstoff- und Ozontherapien werden bei Rheuma, Herz- und Lungenproblemen, aber auch in der Kosmetik und zur Leistungssteigerung angewandt. Viele Verfahren sind jedoch umstritten.
Veröffentlicht am 10. August 2000 - 00:00 Uhr
Wer versucht, ohne Schnorchel länger unter Wasser zu bleiben, weiss spätestens nach einer Minute, wie wichtig Sauerstoff ist. Ohne Nahrung kann man wochenlang überleben, ohne Wasser einige Tage ohne Sauerstoff jedoch nur wenige Minuten.
Sauerstoff wird seit langem bei Lungen- und Herzerkrankungen sowie zur künstlichen Beatmung eingesetzt. Relativ neu ist die Anwendung von Sauerstoff und Ozon zur Gesunderhaltung, in der Kosmetik und zur Leistungssteigerung im Sport.
Auch zahlreiche Erkrankungen, die primär nicht durch Sauerstoffmangel hervorgerufen werden etwa Infektanfälligkeit, Allergien, Migräne, Krebserkrankungen oder hoher Blutdruck , sollen auf eine Sauerstofftherapie ansprechen, sagen die Anhänger dieser Methode.
Unter dem Begriff «Sauerstofftherapie» werden zahlreiche Verfahren zusammengefasst, bei denen entweder «Luftsauerstoff» oder Ozon eingesetzt wird. Im Gegensatz zum Sauerstoffgehalt in der Atemluft enthält Ozon allerdings nicht zwei, sondern drei Sauerstoffatome und zählt zu den so genannten Reizgasen. Je nach Verfahren wird Sauerstoff inhaliert, mit Sauerstoff oder Ozon angereichertes Eigenblut injiziert, reines Ozon in die Gefässe gespritzt oder örtlich angewandt.
Uber die medizinische Anwendung von Sauerstoff und Ozon wird kontrovers diskutiert. Wirksamkeit und Gefahren hängen nicht unwesentlich vom entsprechenden Verfahren und der Erfahrung des Therapeuten ab.
Ozon ist ein giftiges Gas, das ursprünglich zur Desinfizierung eingesetzt wurde. Seit etwa hundert Jahren wird Ozon auch in der Therapie verschiedener Krankheiten angewandt. Durchblutungsstörungen, Abwehrschwäche und Rheuma sind nur einige Erkrankungen, für die eine positive Wirkung beschrieben wurde.
Ob die roten Blutkörperchen durch Ozoninjektionen allerdings wirklich flexibler werden und Sauerstoff leichter ans Gewebe abgeben können, ist umstritten. Wahrscheinlich beruht die Wirkung der Ozontherapie auf einem vorübergehenden, nur kurz dauernden Verschluss der Gefässe (Gasembolie) und einer nachfolgenden Gefässerweiterung, die zu einer Verbesserung der Durchblutung führt.
Therapie mit Risiken
Lebensgefährlich werden kann die Therapie, wenn die Gasbläschen zu gross sind und sich nicht rasch genug auflösen. Nervenschädigungen, Herzrhythmusstörungen und Schwindel sind als Nebenwirkungen beschrieben worden. Die Anwendung ozonierten Blutes scheint hingegen relativ ungefährlich zu sein, die Wirksamkeit ist aber nicht gesichert.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Stress, chronische Erkrankungen und zunehmendes Alter dazu führen können, dass die Organe schlechter mit Sauerstoff versorgt werden. Durch Einatmen von Sauerstoff wird der Sauerstoffdruck im Blut erhöht. Allerdings wird der Sauerstoff nicht im Blut oder im Gewebe gespeichert. Wenige Minuten nach Beendigung der Therapie nimmt die Sauerstoffkonzentration im Blut wieder ab. Der 1997 verstorbene Physiker Manfred von Ardenne, der die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie entwickelt hat, war aber der Meinung, dass durch die Anwendung reinen Sauerstoffs die Wände der Blutgefässe abschwellen und der Sauerstoff danach wieder besser aus der Blutbahn ins Gewebe gelangen kann.
Auch wenn es zahlreiche Berichte über die positive Wirkung von Ozon- oder Sauerstofftherapien gibt, konnte die Wirksamkeit dieser Methoden bisher nicht eindeutig belegt werden. Deshalb sind vor allem komplikationsträchtige Ozoninjektionen nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Die übrigen Sauerstofftherapien sind bei richtiger Anwendung relativ sicher.
Wer die Durchblutung verbessern und die Sauerstoffaufnahme in den Organen optimieren möchte, kann das auch durch Entspannungstrainings oder Sporttreiben tun. Velofahren, Laufen oder Schwimmen erhöhen die Sauerstoffversorgung von Blut und Gewebe und machen erst noch mehr Spass, als vor einem Inhalationsgerät zu sitzen oder mit Spritzen traktiert zu werden.
Das sind die wichtigsten Therapien:
Anwendungsgebiete: Durchblutungsstörungen, offene Beine, nach Röntgenbestrahlungen, Lebererkrankungen, Virusinfekte, Rheuma, Allergien, unterstützend bei Krebserkrankungen.
Anwendungsgebiete: Allergien, Durchblutungsstörungen, Asthma bronchiale, Akne, Furunkel, Rheuma, unterstützend bei Krebserkrankungen.
Anwendungsgebiete: Mundspülungen bei Entzündungen der Mundschleimhaut, Darmspülungen bei Darmerkrankungen, Vaginalspülungen bei Ausfluss, Blasenspülungen bei Harnweginfekten.
Anwendungsgebiete: Durchblutungsstörungen, Ekzeme, Rheuma.
Anwendungsgebiete: Herz- und Lungenerkrankungen, Ohrensausen.
Anwendungsgebiete: Durchblutungsstörungen, dekompensierte Niereninsuffizienz, Bluthochdruck, Wechseljahrbeschwerden, Steigerung der Abwehrkräfte, unterstützend bei Krebserkrankungen.
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