Veröffentlicht am 10. November 2025 - 09:55 Uhr

Das ewige Sitzen im Büro sollte man unbedingt regelmässig unterbrechen – zum Beispiel, indem man die Treppe statt den Lift nimmt.
Die berüchtigten 10’000 Schritte wurden 1964 in Gang gesetzt. Kurz vor den Olympischen Spielen brachte damals eine japanische Firma einen Schrittzähler auf den Markt – den «Manpo-kei». Man po heisst «10’000 Schritte». Die Botschaft kam an. Die kleinen Apparate verkauften sich wie warme Weggli. Heute sind Schrittzähler wieder in Mode . Und mit ihnen die ominöse Zahl 10’000.
Aber: «Diese Angabe ist veraltet und entbehrt wissenschaftlicher Grundlage», sagte Vincent Brügger, Bewegungsspezialist bei der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz schon 2018 zum Beobachter. Die Regel mit den 10’000 Schritten greife zu kurz, weil Laufen nur eine von vielen Möglichkeiten ist, mehr Aktivität in den Alltag zu bringen . «Und weil die Schrittzahl allein nichts über die Intensität der Bewegung aussagt.» Die Intensität jedoch sei wesentlich für den gesundheitlichen Nutzen – neben Dauer und Häufigkeit.
Eine neue Studie – die im Oktober 2025 veröffentlicht wurde – bestätigt, dass die Zahl der Schritte, die am Stück gegangen werden, eine entscheidende Rolle spielt. Wer regelmässig mehr als eine Viertelstunde am Stück läuft, reduziert das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Nur sehr kurze «Spaziergänge» zu machen, ist mit Blick auf die Gesundheit ein Fehler.
Sinnvoller seien deshalb die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und des Bundesamts für Gesundheit: Erwachsene sollten sich pro Woche mindestens zweieinhalb Stunden bewegen .
Die Fitness-Tipps für den Alltag
Allerdings: «Solche Richtgrössen reichen nicht aus, um Leute zu motivieren und eine wirksame Gesundheitsvorsorge zu erreichen», sagte Julia Schmid vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern. Denn Studien zeigten schon vor Jahren: Es gibt verschiedene persönliche Gründe, sich mehr zu bewegen. Die einen wollen Kontakte knüpfen, andere die Figur optimieren , wieder andere Fitness aufbauen oder verbessern.
Ebenso wichtig ist, dass sich die Aktivität in den Alltag integrieren lässt und vor allem Freude macht. Julia Schmid: «Nur wer sich dabei gut fühlt, bleibt längerfristig dran.»

Mehr als 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind heute in der Freizeit körperlich aktiv, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit. Das klingt nach einer guten Bilanz. Allerdings sitzen manche bis zu 15 Stunden pro Tag – im Büro, im Restaurant, auf dem Sofa. Dagegen wird seit Jahren Bewegung als Ausgleich empfohlen.
Ein Trugschluss, wie sich jetzt herausstellt: Studien zeigen seit Jahren, dass fehlende körperliche Aktivität und langes Sitzen voneinander unabhängige Risikofaktoren sind.
Die negativen Folgen des dauernden Sitzens können darum nicht in der Freizeit ausgeglichen werden – sondern allenfalls gemildert. Nach heutigem Kenntnisstand wichtig ist: so oft wie möglich aufstehen und umhergehen. Das schützt am besten vor Risiken, zum Beispiel für Herzerkrankungen .

Sind 10'000 Schritte pro Tag gesund?
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 22. Mai 2018 veröffentlicht und am 30. Oktober 2025 aktualisiert.
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