Als Erstes sollten Sie Ihre Fähigkeit verbessern, Probleme zu lösen. Ein paar Stunden Psychotherapie oder Coaching könnten helfen. Vielleicht erlangen Sie so wieder die Freiheit, sich nur das anzusehen, was wirklich interessant ist. Ziemlich sicher werden Sie aber mehr tun müssen.

Das Thema passt zum Jahreswechsel, weil es üblich ist, zu diesem Zeitpunkt gute Vorsätze zu fassen. Wer hat das nicht schon probiert und ist kläglich gescheitert? Man sagt nicht umsonst, der Weg zur Hölle sei mit guten Vorsätzen gepflastert. Weil das Fleisch sehr oft schwächer ist als der Wille, genügen Vorsätze nicht, sondern wir brauchen Techniken, die nachhaltige Verhaltensänderungen bewirken.

Die beiden grossen Zweige der modernen Psychologie haben dazu je eigene Rezepte entwickelt: Die erkenntnisorientierten Schulen (Tiefenpsychologie und humanistische Psychologie) gehen davon aus, dass ein verändertes Bewusstsein automatisch ein verändertes Verhalten auslöst. Ihre Probleme müssten also noch wachsen, Ihre Verzweiflung über die Fernsehabhängigkeit müsste noch grösser werden. Können Sie die Schwäche mit Leib und Seele spüren und akzeptieren, löst sich der Zwang allmählich auf.

Die verhaltensorientierte Schule (Behaviorismus) dagegen lehnt die tiefenpsychologische Erklärung seelischer Mechanismen als unwissenschaftlich ab. Ihre Vertreter sind überzeugt, dass alles erlernt ist – also auch die Gefühle – und deshalb auch wieder «verlernt» werden kann. Es wurde untersucht, welche Techniken ein Verhalten zum Verschwinden bringen können und welche erwünschtes Verhalten fördern. Dabei zeigte sich, dass sich das gewünschte Verhalten vor allem mit Belohnungen verbessern lässt. Das behavioristische Lernprogramm kann man auch allein durchziehen. Wichtig ist, dass man keine zu grossen Schritte plant und sich für jede erfolgreich absolvierte Stufe etwas gönnt, was einem gut tut. Reduzieren Sie Ihre Fernsehzeit vorerst nur ein bisschen und belohnen Sie sich für jede «gewonnene» halbe Stunde mit etwas Schokolade.

Die Befreiung selbst wird schliesslich zur Belohnung
Mit der Zeit reicht es, wenn Sie sich nicht für jeden Erfolg, sondern nur noch von Zeit zu Zeit belohnen. Irgendwann wird die Erleichterung, nicht mehr abhängig zu sein, selbst zur Belohnung – das Verhalten ist «löschungsresistent» geworden, wie die Fachleute sagen. Dann stimmt vielleicht sogar die Titelzeile aus einem bekannten Reggaestück: «You can get it if you really want» – wenn man etwas wirklich will, kann man es auch erreichen.

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