Beobachter: Herr Berbig, was war der schlimmste Fussballunfall, den Sie als Arzt behandelt haben?
Roger Berbig: Das war der Unterschenkelbruch des italienischen Fussballstars Roberto Di Matteo vor drei Jahren im Zürcher Hardturm-Stadion. Sein Bein wurde einfach geknickt. Wir operierten es, doch die Nerven waren so beschädigt, dass Di Matteo nachher nicht mehr Fussball spielen konnte. Ich selber hatte nie schlimme Verletzungen, ich hatte immer Glück.

Beobachter: Jedes Jahr werden über 50000 Fussballunfälle registriert. Das kostet die Berbig: Unfallversicherungen über 100 Millionen Franken. Ist Fussball ein Risikosport?
Berbig: Ganz sicher. Fussball ist eine Kampfsportart. Man hat Kontakt mit einem Gegner, es kommt zu Zweikämpfen. Es gibt viele Sprünge, Drehbewegungen und Fremdeinwirkungen – das sind klare Verletzungsrisiken, die man beispielsweise beim Joggen nicht hat.

Beobachter: Jetzt haben Grümpelturniere wieder Saison. Jung und Alt kicken um die Wette – egal, ob trainiert oder nicht. Da sind Unfälle programmiert.
Berbig: Klar, und deshalb ist es Pflicht aller Beteiligten, Prävention zu betreiben. Das heisst: gute Vorbereitung, optimales Material und sich vor den Spielen aufwärmen. Eine wichtige Komponente an den Grümpis ist auch der Alkohol. Viele spielen alkoholisiert. Dann fühlen sie sich wie Zidane, überschätzen sich und werden übermütig. Klar, dass so Unfälle geschehen.

Beobachter: Fussballspielen ist also ungesund…
Berbig: Fussballspielen ist sicher risikoreicher als Velofahren oder Schwimmen. Sport soll aber auch Spass machen. Wichtig ist einfach das Fairplay: Teilnehmer müssen den Kampf um den Ball nicht zu ernst nehmen. Es ist doch nur Fun.

Beobachter: Sollte man den Alkoholausschank an den Grümpis verbieten?
Berbig: Rein theoretisch ja, aber praktisch geht das ja nicht. Wer spielt, sollte aber strikt auf Alkohol verzichten.

Beobachter: Die Suva vermittelt jetzt den Hobbyfussballern Schiedsrichter und offeriert Schienbeinschoner und Stulpen, wenn sie einheitliche T-Shirts und Noppenschuhe tragen und ein Warm-up durchführen. Eine gute Sache?
Berbig: Ja, das lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn damit nur ein paar Verletzungen verhindert werden. Das ist wie im Verkehr: Mit einem strikten Regime verhindert man Unfälle. Schiedsrichter haben eine besondere Verantwortung. Sie müssen gerade an einem Grümpelturnier oberpingelig sein und total konsequent.