Einst waren die durch Lippen, Zunge, Wange, Nase und Bauchnabel gestochenen Ringe und Stifte das Erkennungszeichen jugendlicher Trendsetter. Heute sind die Piercings salonfähig geworden – und die Ärzte haben ein Problem mehr. Denn der Körper vieler Schmuckträgerinnen und -träger reagiert allergisch auf die metallenen Implantate.

Sehr häufig, aber meist harmlos sind leichte Rötungen und Schwellungen sowie Wundschmerzen an der Einstichstelle. Diese Beschwerden klingen in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab.

Schlimmer sind wulstige Narben. Solche Begleiterscheinungen können zum Teil sehr auffällig und entstellend sein. In diesem Fall hilft nur eins: Der Schmuck muss sofort wieder rausgenommen werden. Die Narbenwucherungen lassen sich durch Kortisonspritzen eindämmen.

Auch Gold kann Ärger bringen

Ein weit verbreitetes Problem sind die so genannten Kontaktallergien. Vor allem bei nickel- oder kobalthaltigem Schmuck treten in der umgebenden Haut Juckreiz, Rötung und Ekzeme auf. Sogar edle Piercings aus Gold oder Silber können Unverträglichkeiten hervorrufen. Das Risiko ist bei Edelmetallen aber deutlich geringer.

Gefahr für Gepiercte lauert sogar in Kliniken und Arztpraxen. Leider sind sich noch immer zu wenig Schwestern und Ärztinnen bewusst, dass viele Patientinnen und Patienten Ringe oder Stecker tragen, die nicht immer auf den ersten Blick sichtbar sind. Und nicht alle Leute mit einem Piercing denken an ihr bestes Stück, wenn sie dazu aufgefordert werden, allen Metallschmuck abzulegen. Das kann gefährlich werden.

Bei einer Kernspintomographie (MRI) zum Beispiel erreichen die Magnetfelder unter Umständen Stärken, die den magnetischen Metallschmuck aus der Haut reissen. Und bei Kurzwellenbehandlungen oder bei der Anwendung von Hochfrequenzgeräten erhitzen sich die Metalle manchmal so stark, dass sie zu Brandverletzungen führen.

Horror für Zahnärzte

Wenn Bauchnabelschmuck unter dem engen Hosenbund drückt, bleiben Jeans und andere Lieblingshosen einfach im Schrank. Schwieriger wird es, wenn ein Nasenpiercing zur Schnupfenzeit Probleme bereitet. Natürlich kann man das Schmuckstück entfernen, um die Nase zu schonen. Allerdings muss man dann das Piercingloch beim Schnäuzen gut zuhalten, sonst entleert sich der Naseninhalt in die falsche Richtung!

Von Lippenpiercings nicht begeistert sind die Zahnärzte. Denn die Stecker im Mund, die dem Küssen einen besonderen Kick geben sollen, können die Zähne ruinieren. Und wird das Piercing durch die Lippe dauernd aufs Zahnfleisch gedrückt, baut sich mit der Zeit der Knochen im Unterkiefer ab.

Auch elektrische Phänomene, die sich zwischen Zahnfüllungen oder Kronen und dem Metall des Piercings abspielen, können sehr unangenehm sein: Kribbeln und Schmerzen veranlassen den Piercingträger dann rasch dazu, das Schmuckstück zu entfernen.

Der Geschmackssinn leidet

Zum Teil massive Schwellungen sind beim Zungenpiercing zu erwarten. Essen und Sprechen fallen anfänglich schwer, und durch das gewohnheitsmässige Spielen mit dem Piercing kann der Zahnschmelz im Frontbereich geschädigt werden.

Wird beim Durchstechen der Zunge ein Geschmacksnerv getroffen, leidet auch das Geschmacksempfinden. Am meisten gefährdet ist die Wahrnehmung von süssen Geschmacksrichtungen. Diese werden vor allem im vorderen Zungendrittel empfunden – genau dort, wo die Stecker meistens platziert sind.

Wer nur den Ohrlochstich kennt, sollte auch bedenken, dass ein Piercing an anderen Körperstellen meist nicht nur deutlich mehr schmerzt, sondern auch langsamer verheilt. Während das Ohrläppchen in der Regel nach zwei Wochen keine Beschwerden mehr verursacht, kann ein Nasenpiercing drei bis vier Monate, ein Bauchnabelpiercing sogar bis zu einem halben Jahr für die Wundheilung benötigen.