An meinem Geburtstag vor fünfeinhalb Jahren erhielt ich den Bescheid, dass ich an multiplem Myelom leide, einer Form von Blutkrebs. Ich erinnere mich gut daran, dass es ein wunderschöner Tag war - das half mir irgendwie über diesen Schock hinweg. Ich hatte ja vorher keine Ahnung. Und der Gedanke, meine Frau und unsere vier heranwachsenden Kinder allein zu lassen, belastete mich sehr.

Eigentlich war ich wegen eines Hexenschusses zur Ärztin gegangen. «Da stimmt was nicht», sagte sie zu meinem Blutbild und gab mir Spritzen gegen Vitamin-B12-Mangel. Als das nichts nützte, fand man den Blutkrebs, bei dem die Plasmazellen im Knochenmark wuchern. Das schwächt die Knochen und kann sehr schmerzhaft sein. Als ich im Internet herausfand, dass die Heilungsaussichten sehr schlecht sind, hatte ich eine schlaflose Nacht.

Vier Chemotherapien ohne Erfolg Während eines Jahres erhielt ich dann vier verschiedene Chemotherapien. Keine davon schlug richtig an. Im Gegenteil: Im Zusammenhang mit einer Chemo kam es zu einer schlimmen Infektion, an der ich fast gestorben wäre. Die einzig verbleibende Therapie war eine Transplantation, bei der ich Blutstammzellen meines Bruders erhielt. Ich habe nun seine Immunabwehr. Darauf habe ich glücklicherweise gut rea-giert. Die Blutwerte blieben drei Jahre lang auf erhöhtem Niveau stabil.

Um die Situation weiter zu verbessern, rieten mir die Ärzte im letzten Frühling zum neu zugelassenen Medikament Velcade. Während dreier Monate erhielt ich 16 Schnellinjektionen, von denen jede über 2'000 Franken kostet. Die Nebenwirkungen waren sehr stark, wegen entzündeter Ner-ven konnte ich kaum mehr gehen, mein Gesicht schwoll an. Aber nach drei Monaten war der Krebs in meinem Blut fast nicht mehr nachweisbar. Mein Zustand gilt im Moment als stabil.

Als Mitglied einer Selbsthilfegruppe habe ich aber bei anderen Betroffenen von multiplem Myelom gesehen, wie schnell sich dies ändern kann.

Im grossen Ganzen geht es mir heute gut. Das ist angesichts der ursprünglich sehr schlechten Prognose auch für meine Ärzte eine grosse Überraschung. So gesehen bin ich sehr dankbar, dass ich noch hier bin, und geniesse das Leben, auch wenn ich oft plötzlich sehr müde werde und meine Energievorräte deutlich kleiner sind.