Wer annimmt, Biofleisch sei prinzipiell gesund und stamme von glücklichen Tieren, irrt. Denn rund drei Viertel des Schweizer Bioviehs werden zur Schlachtung ausserhalb des Herkunftsgebiets transportiert – zum Teil mehr als sechs Stunden lang.

Auch werden Tiere unterschiedlicher Herkunft aus Kostengründen in Sammeltransporten gemischt. Neben der langen Fahrt und den häufigen Stopps bedeutet das zusätzlichen Stress für das Vieh. Das hat auch Folgen für die Fleischqualität: belastungsbedingter Flüssigkeitsverlust etwa kann zu trockenem, dunklem Fleisch führen.

Verantwortlich für die langen Transporte sind nicht zuletzt die Grossverteiler: 93 Prozent der Schlachtungen von Biovieh für ihren Bedarf werden in gerade einmal zwei Betrieben ausgeführt. Coop lässt hauptsächlich in Basel, Migros in Bazenheid schlachten.

Forderung nach zentralem Schlachthof
Die Migros, die eigene Richtlinien für ihr Biofleisch hat, lässt lapidar verlauten, die bestehenden Vorschriften zur Transportdauer seien gut – man brauche keine neuen zu schaffen. Coop-Pressesprecher René Benguerel gibt den Ball einfach weiter: «Es liegt nicht in der Verantwortung von Coop, Richtlinien für Bio-Knospen-Fleisch aufzustellen. Dafür ist Bio Suisse zuständig.»

Bio Suisse, der Dachverband der Biobauern, will nun Druck machen und verlangt, dass ein zusätzlicher, zentral gelegener Schlachthof in Betrieb genommen wird. Ausserdem sollen die kantonalen Beiträge an den Transport eines Schlachttieres nur noch dann gezahlt werden, wenn es direkt beim Kauf auf dem Viehmarkt geschlachtet wird.