Für einige eine Nummer zu gross
Die 111 der Swisscom hat ausgedient, jetzt buhlen diverse Auskunftsdienste um die Gunst der Kunden - nicht alle sind gleich gut auf Draht.
Veröffentlicht am 18. Dezember 2006 - 17:09 Uhr
Das «Hundertelfi» wird pensioniert: Wer eine Auskunft braucht, muss ab 2007 eine mit 18 beginnende vierstellige Nummer wählen. Zwar gibt es seit 2001 Konkurrenz zur Swisscom-Auskunft, doch gegen die über Jahrzehnte eingeprägte Kurznummer 111 hatten die privaten Anbieter nicht den Hauch einer Chance. Um gleich lange Spiesse zu schaffen, muss die Swisscom nun ebenfalls auf eine vierstellige Nummer (1811) umstellen.
Ihre schärfste Konkurrentin tritt unter der gut merkbaren Nummer 1818 auf. Dahinter steckt die amerikanische InfoNXX-Gruppe: das weltweit grösste Auskunftsunternehmen mit täglich 500 Millionen Anfragen. Die Swisscom kam bisher auf 30 Millionen - pro Jahr. Gute Chancen hat 1818 auch, weil sie sich alle grossen Telefonie-Konkurrenten der Swisscom als Partner geangelt hat: Sunrise gibt die eigene bisherige Auskunftsnummer 1899 per Ende 2006 auf und setzt, wie auch Orange und Cablecom, auf 1818.
Preislich sind die Unterschiede gering: 1818 hat das gleiche Tarifmodell wie die Swisscom, und auch die übrigen Anbieter bewegen sich in ähnlichem Rahmen. Und die Qualität? In einer Stichprobe prüfte der Beobachter jene Dienste, die Anfang Dezember bereits in Betrieb waren. Der Tester erfragte die neue Adresse und Telefonnummer einer Person, von der nur die alte Adresse in Zürich bekannt sei. 1811 (Swisscom) braucht dafür rund 90 Sekunden. «In Zürich finde ich keinen Anschluss unter diesem Namen, aber könnte er nach Lausanne gezogen sein?», fragt die Telefonistin. Ja, das kann sein - prompt liefert sie die Adresse, die neue Telefonnummer kommt ab Band. Nur wenige Sekunden länger brauchen der Kollege von 1850 sowie die Kollegin von 1818 - beide sitzen im selben Callcenter in Biel und verfügen offensichtlich über die identischen Daten.
Nach zwei Minuten wird auch 1802 (Tele2 und Econophone) fündig, allerdings erst nach dem Hinweis des Testers, die gewünschte Person könnte auch aus Zürich weggezogen sein. Bei der Bewertung fiel zudem negativ ins Gewicht, dass bei 1802 der Gebührenticker bereits zu laufen beginnt, während man noch in der Warteschlaufe hängt.
Alle anderen Auskunftsdienste fanden die Nummer nicht. «Der Kunde hat sich abgemeldet», weiss 1889 lediglich. «Vielleicht hat er sich gar nicht mehr angemeldet», meint die Dame von 1819, und die Angestellte von 1822 bedauert, sie finde «in der ganzen Schweiz nichts». Dabei ist der neue Anschluss seit mehreren Wochen registriert und im Online-Verzeichnis der Swisscom wie auch auf tel.search.ch problemlos auffindbar. Für die Anfrage kassieren die drei Auskunftsdienste trotzdem bis zu Fr. 2.60 (siehe nachfolgende Tabelle).
Test: Drei Auskunftsdienste schnitten gut ab, einer befriedigend, drei fielen durch
Anbieter Infonova | |||||||
Conduit* | |||||||
Telecom GmbH | |||||||
Digicall | |||||||
Auskunft AG | |||||||
Swisscom | |||||||
Tele2 | |||||||
Nummer | 1802 | 1811 | 1818 | 1819 | 1822 | 1850 | 1889 |
Grundgebühr pro Anruf | 1.60 | 1.60 ** | 1.60 | 1.50 | 1.50 | 1.55 | 1.60 |
Erste Minute kostet | -.25 | -.25 | -.25 | -.50 | -.50 | -.39 | -.25 |
Weitere Minuten kosten | -.25 | -.08 -.04 *** | -.08 | -.50 | -.50 | -.08 | -.25 |
Kosten des Testanrufs | 2.20 | 1.90 | 1.90 | 2.- | 2.60 | 1.90 | 2.- |
Resultat des Testanrufs | 2 | 3 | 3 | 1 | 1 | 3 | 1 |
alle Preise in CHF | |||||||
Legende | |||||||
1 | ungenügend | ||||||
2 | befriedigend | ||||||
3 | gut | ||||||
* | Schwesterfirma von Auskunft AG | ||||||
** | Für internationale Nummernauskünfte höhere Tarife: Grundgebühr Fr. 2.50, erste Minute Fr. ?.59, danach Fr. -.59 (Normaltarif) respektive Fr. -.25 (Niedertarif); bei den übrigen Anbietern kosten internationale Auskünfte gleich viel wie nationale | ||||||
*** | Normaltarif/Niedertarif |