Eigentlich hätte man allen Grund, sich über den fünfjährigen VW Golf, den man gerade günstig seinem Nachbarn abgekauft hat, zu freuen. Doch der Service nach den ersten paar Spritzfahrten lässt die Freude schnell vergehen: An Kupplung, Getriebe und Bremsen sind Reparaturen fällig, die den Kaufpreis stark relativieren. Wie üblich unter Privaten, hatte man sich per Handschlag geeinigt.

Das ist der Regelfall: Man meldet sich auf ein Inserat, trifft sich mit dem Verkäufer, sieht sich den Wagen an und fährt einmal um den Block. Schnell wird man sich einig - ein schriftlicher Vertrag wird kaum verfasst. Und wenn man sich doch dazu durchgerungen hat, ist eine Garantie für Mängel in der Regel ausgeschlossen. Es lohnt sich also, beim Occasionskauf auf einige Punkte zu achten.

Klären Sie den Fahrzeugwert

Wenn man weiss, was man will, und der finanzielle Rahmen feststeht, kann die Suche beginnen. Dafür bieten sich Tageszeitungen und Fachzeitschriften an, aber auch Lokal- oder Vereinszeitungen. Das Internet steht jedoch längst im Vordergrund: Die Suche lässt sich gezielt auf bestimmte Aspekte wie etwa Marke, Modell, Preis und Typ beschränken. Die grösste Internetplattform für Occasionswagen ist Autoscout24 mit rund 100'000 Wagen im Angebot, gefolgt von Car4you mit rund 65'000 Wagen. Daneben existieren zahlreiche weitere kleine Plattformen. Ein Inserat sollte Auskunft geben über Alter, gefahrene Kilometer, Ausstattung, Motorisierung und Fahrzeuggeschichte (mit oder ohne Unfall).

Ob der inserierte Preis angemessen ist, kann man bei anerkannten Institutionen wie dem Touring-Club der Schweiz (TCS) oder Eurotax ausrechnen lassen (siehe «Weitere Infos»). Der eigene Garagist sollte ebenfalls über die aktuellen Eurotax-Listen verfügen. In der Autobranche ist es üblich, den Wert auf der Basis des Eurotax-Marktberichts zu bestimmen. Die entsprechende Fachstelle berechnet einen Ankaufs- und einen Verkaufspreis. Beim Kauf unter Privatpersonen einigt man sich generell auf den Mittelwert. Reservationen sollten nichts kosten. Bei den Inseraten gilt es zu bedenken, dass günstige Occasionsmodelle und grosse Fahrzeuge oft im Unterhalt teurer sind. Für diese muss man auch mit höheren Versicherungsprämien, Benzinkosten und Steuern rechnen. Beim TCS erhält man den Ratgeber «Auto-Katalog», der die monatlichen Kosten der einzelnen Fahrzeuge aufführt.

Prüfen Sie die Dokumente

Während der ersten Besichtigung - bei der vier Augen mehr sehen als zwei - gilt es, so viel wie möglich über das Fahrzeug herauszufinden. Im Fahrzeugausweis steht etwa, wer der frühere Halter war, wann der Wagen in Verkehr gesetzt und zuletzt amtlich geprüft wurde. Die Klausel «frisch ab MFK» ohne Datumsangabe bedeutet nur, dass das Fahrzeug eingelöst werden kann, garantiert aber nicht, dass eine amtliche Motorfahrzeugkontrolle (MFK) durchgeführt wurde. Man sollte sich auch nicht davon täuschen lassen, dass es heisst, der Wagen sei frisch ab Service. Die letzte MFK besagt mehr und sollte weniger als acht Monate zurückliegen. Sonst verlangt man am besten eine Nachprüfung.

Ein Blick ins Serviceheft zeigt, ob der Vorgänger das Auto regelmässig zur Wartung gebracht und was die Garage genau gemacht hat. Zudem gibt es den Kilometerstand beim letzten Garagencheck an (die durchschnittliche jährliche Fahrleistung beträgt rund 15'000 Kilometer).

Folgende Dokumente müssen beziehungsweise sollten also vorliegen:

  • Fahrzeugausweis
  • Abgaswartungsdokument
  • Serviceheft
  • Rechnungsbelege
Nutzen Sie die Probefahrt

Und schliesslich spielt natürlich auch der äussere Eindruck eine Rolle: Gibt es zum Beispiel neue Bodenbeläge, die allenfalls Flickstellen oder Rost verbergen? Und was sagen einem Alter, Beruf und Erscheinungsbild über den Anbieter?

Für die Probefahrt lässt man sich besser Zeit - nur dann zeigt sich, ob man sich im Auto auch wirklich wohl fühlt. Auf folgende Punkte sollte man achten:

  • Komfort: Sitzt man auch während einer längeren Probefahrt bequem?

  • Geräusche: Gibt es ein ungewohntes Klappern - wenn ja, von wo kommt es?

  • Spurtreue: Fährt das Auto geradeaus?

  • Bremsen: Ziehen sie gleichmässig?

  • Kupplung: Kann man leicht schalten?

  • Reifen: Sind sie regelmässig abgenutzt, ist das Profil noch tief genug (vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter, empfohlen sind vier Millimeter)?

  • Karosserie: Gibts Rost am Unterboden oder bei allfälligen Unfallschäden?
Lassen Sie sich beraten

Da die meisten wenig Ahnung von Autotechnik haben, lohnt es sich vor dem Kauf, mit dem Verkäufer einen Check beim TCS oder bei einer Markenvertretung zu vereinbaren, wo der Wagen von Grund auf geprüft wird. So umgeht man kostspielige Reparaturen. Aber Achtung: Verkäufer haften ohnehin nicht für normale Abnützungserscheinungen. Zu den sogenannten Verschleissteilen gehören etwa Kupplung, Bremsen, Auspuffanlagen, Reifen, Scheibenwischer, Zündkerzen, Keilriemen, Öl-, Luft- und Benzinfilter. Ein Check ist vor allem deshalb sinnvoll, weil es unter Privatpersonen üblich ist, die gesetzliche Gewährleistung ganz auszuschliessen und bei Mängeln keine Garantie zu leisten. Am besten einigt man sich dahingehend, dass die Kosten für die Prüfung der Käufer trägt (ein Standardtest kostet rund 100 Franken) und der Verkäufer allfällige Reparaturen übernimmt. Wenn der Verkäufer nicht darauf eingeht, ist das ein starkes Indiz dafür, dass er etwas verbergen will.

Wichtig: Wenn man sich zum Kauf entschlossen hat, sollte man einen schriftlichen Vertrag abschliessen, um Unklarheiten zu vermeiden. Mündliche Zusagen sind unbedingt festzuhalten.

Weitere Infos

  • Die Broschüre «Autokauf und -verkauf» zur Bestellung: www.tcs.ch
  • Online-Rechner zur Bestimmung des Fahrzeugwerts: www.tcs.ch (11 Franken) oder über TCS-Hotline 0900 900 047 (Fr. 4.23 pro Minute für Anrufe aus dem Festnetz)
  • Richtlinie für angemessene Gebrauchtwagenpreise: www.eurotax.ch