Ein Auto gratis abholen und dieses nach Herzenslust fahren? Kein Problem – verspricht die Jungfirma Admobile der Thunström & Thunström AG in Bern. Bereits kurven 50 vorwiegend junge Lenkerinnen und Lenker mit den auffälligen Wagen durch die Schweiz und verbreiten als Gegenleistung für ihr geschenktes Auto die neuste Werbung – von Admobile natürlich.

Die Firma will als «erstes Unternehmen» die fahrende Werbung auf dem hart umkämpften europäischen Werbemarkt einführen. In Amerika sind ähnliche Projekte bereits seit längerer Zeit am Laufen. Die Idee: Statt auf starren Plakatwänden soll uns die Werbung als fahrende Botschaft immer und überall erreichen.

Ganz neu ist die Idee jedoch nicht. Ähnliche Werbeauftritte, etwa auf öffentlichen Verkehrsmitteln, sind längst bekannt. Und auch viele private Unternehmer lassen sich die Werbung für die eigene Firma aufs Auto pinseln.

Admobile hofft dennoch, dass möglichst viele namhafte Konzerne möglichst rasch auf den neuen Werbezug aufspringen. Schliesslich wollen die Autos, die rundum mit Werbefolien überzogen sind, irgendwie bezahlt sein.

Einfach wird das nicht. Das hat nach einer kurzen und hektischen Einführungsphase auch der 30-jährige André Thunström (Bild) bemerkt: «Der Werbemarkt ist hart, und Möglichkeiten der Zusammenarbeit werden kaum genutzt.» Gesucht würden vor allem grosse und national bedeutende Kunden, sagt Thunström, für ein kleines Berner Restaurant sei solche Werbung kaum sinnvoll. Und die Lenker sollen auch nicht alle aus derselben Region stammen. Thunström: «Wir möchten auch nicht nur Hausfrauen oder nur Banker ansprechen, sondern Leute aus allen Schichten und Berufsgattungen.» Diese sollen dann die Schriftzüge namhafter Konzerne möglichst überall durch die Strassen karren.

Thunströms Rechnung scheint aufzugehen, zumindest was die freiwilligen Fahrer der Gratisautos anbelangt: Der Andrang auf die Vehikel ist riesig, die Wartefristen sind lang. Und Thunström sieht sich zunehmend gezwungen, «nicht mehr auf jeden Wunsch» der fahrwilligen Konsumentinnen und Konsumenten einzugehen. Denn «die Werber sind unsere Hauptkunden, nicht die Fahrer».

So musste er zum Beispiel punkto Service und Auslieferungsort zurückkrebsen: Konnten die Gratisautos zuerst in mehreren Schweizer Städten bezogen und gewartet werden, verlagert Admobile nun alle Geschäfte nach Bern. «Wer ein Gratisauto erhält, wird den Aufwand auf sich nehmen», glaubt André Thunström.

Das nötige Werbeaufkommen steht aber momentan noch in keinem Verhältnis zur Zahl der Fahrwilligen. Zur Finanzierung der Flotte, die dereinst mehr als 300 Wagen zählen soll, braucht es bedeutend mehr. Doch André Thunström ist zuversichtlich. Zumal seine Werbekunden ein leckeres Zückerchen erhalten: Jeder Gratisautofahrer verpflichtet sich vertraglich, alle drei Monate einen Fragebogen auszufüllen. «Wohin verreisen Sie am liebsten in die Ferien?» Oder: «Wie verreisen Sie?» Solche Themen interessieren zum Beispiel die Reisefirmen, die mit Admobile werben.

Datenschützer sehen gerade in diesen Fragebogen den Haken der ansonsten unproblematischen Verträge von Admobile. Es werden verschiedenste persönliche Daten abgefragt, die weitergegeben werden. «Selbstverständlich anonym», wie André Thunström versichert. «Die Angaben werden lediglich unseren Kunden zur Verfügung gestellt.»

Eine weitere Hürde auf dem Weg zum Gratisauto ist – ausgerechnet – das liebe Geld: Denn geschenkt gibt es auch bei Admobile nichts. Jeder Vertragsabschluss kostet 250 Franken. Dazu müssen 3000 Franken Kaution hinterlegt werden – als Sicherheit, falls das Auto von den Fahrern verkauft oder so zugerichtet werden sollte, dass es für Admobile nicht mehr einsetzbar ist. Zudem wird je nach Wagengrösse eine monatliche Rechnung gestellt, was nochmals bis zu 188 Franken kostet.

Das ist alles in allem doch ein bisschen viel Geld für ein «Gratisauto».