Marcel H. aus dem Emmental wurde vor einem Jahr Herbalife-Berater, weil ihm versprochen wurde, mit Herbatel könne er «einmalig schnell» Geld verdienen. Er schaltete verschiedene Inserate in der Lokalpresse, sprach bei Bekannten und Verwandten vor, doch Kundinnen und Kunden konnte er keine gewinnen. Noch heute hortet er zu Hause Herbalife-Pülverchen, die er neben dem Telefongeschäft auch noch verkaufen sollte. Der Berner hat ein paar tausend Franken in das Projekt investiert, bevor er wegen seiner kritischen Fragen von den Chefs «wie eine heisse Kartoffel fallen gelassen» wurde.

Vor allem der Telekommunikationsanbieter Interoute hat einige «Herbalifer» geerbt. Ein Ehepaar aus Spiez BE operiert noch immer mit einer Herbatel-Mail-Adresse, propagiert aber Internet- und Telefonieangebote von Interoute. Vera Weggenmann aus Pfyn TG rekrutierte als «Supervisor» für Herbatel «mindestens 50 Leute». Nach einigen Monaten wollte sie sich nicht immer wieder aufs Neue vertrösten lassen. Jetzt verkauft sie zusammen mit ihrem Mann Interoute-Produkte und wirbt in verschiedenen Tageszeitungen gezielt «Herbatel-Geschädigte» an.

Genau das tut auch die Firma Abalon Telecom It AG im zugerischen Cham. Auch sie will «Herbatel-Geschädigte» nicht zu einer Selbsthilfegruppe zusammenführen, sondern für ihr eigenes Business anwerben, gibt Firmeninhaber Otto Heinz Reimann unumwunden zu. Die Herbalife-Zentrale im deutschen Weiterstadt war darob gar nicht entzückt: Sie droht mit rechtlichen Schritten.