Im Sekundentakt schwirren Bilder von Organen über den Bildschirm. Auf jedem sind farbige Punkte zu sehen. Die Bilder stammen aus einem medizinischen Atlas, die farbigen Punkte fügt ein Laptop-Computer bei. Daran angeschlossen ist ein Sensorkopfhörer, der bioenergetische Werte in den Organen messen soll, aufgeschlüsselt bis in einzelne Chromosomen. Egal, ob man den Kopfhörer über den Schenkel spannt oder auf den Tisch legt: Das System soll den «Energiekörper» so oder so analysieren. Der Computer gleicht die Messungen mit Sollwerten ab. Grosse Unterschiede führen zu dunklen Punkten.

Beim Test im Hinterzimmer einer Innerschweizer Drogerie wimmelt es von schwarzen Punkten. Ein metaphysisches Gruseln begleitet den Blick auf den Bildschirm. Der Drogist spricht von einer Anfälligkeit für Tuberkulose. Vorfahren seien wohl daran erkrankt, das habe die Gene verändert. Ah, und er sehe eine Kakaounverträglichkeit. Tatsächlich vorhandene und schulmedizinisch nachgewiesene Beschwerden bleiben unerkannt.

«Heilsame Energie» über einen Stab

Der Drogist setzt das System in den Therapiemodus, und siehe da: Dunkle Punkte verschwinden. Über einen Stab könnte die heilsame Energie auch auf ein Glas Wasser «aufgeschwungen» werden. Doch der Drogist entscheidet sich für Homöopathie und Pflanzenheilkunde. Der Computer spuckt aus, welches Präparat gegen welche Energieschwäche hilft.

Etascan nennt sich das wundersame System, das der Nidwaldner Unternehmer Albert Frank verkauft. Mit diffusen Begriffen, pseudowissenschaftlichen Erklärungen und dem Slogan «Yes we s’can» wirbt seine Firma Ifbio für den Scanner. Russische Weltraumforscher hätten ihn entwickelt. Frank spricht von einem «nichtlinearen System», von «weissem Rauschen», stellt aber klar: «Ich bin weder Mediziner noch Physiker. Fragen hierzu kann ich nicht beantworten.» Auch als Esoteriker will er nicht verstanden werden. «Ich bin ein bodenständiger und rationaler Mensch», sagt der 2014 ins Kantonsparlament gewählte SVP-Politiker.

Alles andere als rational beurteilen Experten den Etascan. «Das ist Unsinn. Schon die Grundlagen des Verfahrens sind falsch: Es ist unmöglich, eine Strahlung mit Schwingungen im Mikrowellenbereich über gängige Elektroden oder Kopfhörer zu messen, zu bearbeiten oder dem Patienten zuzuführen», sagt Brunello Wüthrich, der ehemalige Leiter der Allergiestation des Universitätsspitals Zürich. Dutzende von Naturheilern, Ärzte und einige Drogerien bieten jedoch Analysen und Therapien mit Etascan an. Ein Gerät kostet über 10'000 Franken, eine Therapiesitzung etwa 150 Franken.

Kritiker gibt es mittlerweile auch unter Naturheilpraktikern, die Etascan getestet haben. Das Gerät diagnostiziere Krankheitsbilder, wie man sie aus der Schulmedizin kenne. Gleichzeitig müssten Anwender schriftlich versichern, die Resultate keinesfalls mit Schulmedizin in Verbindung zu bringen. Ein widersprüchliches Unterfangen. Frank behauptete zudem, Etascan sei vom Heilmittelinstitut Swissmedic zugelassen. Nach einer Beanstandung durch Swissmedic löschte er entsprechende Passagen im Internet.

Albert Frank, Unternehmer und Politiker, sagt über sich selbst: «Ich bin weder Mediziner noch Physiker. Fragen zu diesen Themen kann ich nicht beantworten.»

Quelle: PD (Pressedienst)
Stellenvermittlung ohne Bewilligung

Etascan ist nicht das einzige umstrittene Geschäftsfeld von Politiker Frank. Ausländern bot er die Vermittlung von Stellen im Gesundheitswesen an. Doch dafür fehlen seiner Firma die nötigen Bewilligungen. Frank will nun auch auf dieses Angebot verzichten.

Gegen das wachsende Unbehagen hilft vielleicht Etascan. Immerhin verfügt das Gerät über einen Psychomodus, der Disharmonien erkennen soll. Bestimmt lassen sich dagegen positive Energie «aufschwingen».