Wenn sich jemand beraten lässt, ist das ja grundsätzlich noch kein Grund zur Besorgnis. In den letzten 30 Jahren hat sich ein riesiger Esoterikmarkt entwickelt, und viele Leute nehmen einschlägige Angebote in Anspruch, ohne Schaden zu nehmen. Auch nicht wenn es sich um Astrologie, Karten- oder Kaffeesatzlesen handelt. Vorausgesetzt, dass die hilfesuchende Person nicht ihr kritisches Urteilsvermögen verliert und das Beratungshonorar im üblichen Rahmen liegt.

Offenbar ist die Situation mit Ihrem Mann dramatischer. Lässt er sich finanziell ausbeuten? Entfernt er sich gefühlsmässig immer mehr von der Familie? Vernachlässigt er geschäftliche und familiäre Pflichten? Wenn dies der Fall ist, sind Ihre Sorgen berechtigt. Kämpfen Sie aber nicht mit Ihrem Mann, diskutieren Sie nicht über die Qualität der Beratung oder der Beraterin, aber teilen Sie ihm offen Ihre Besorgnis, Ihre Befürchtungen und Ängste mit. Weisen Sie auch sachlich auf die vernachlässigten Bereiche hin. Sie können sich auch zusätzlich an die Fachleute einer Sektenberatungsstelle wenden (siehe unten).

Die Sehnsucht nach Spiritualität ist verständlich
Laut Lexikon handelt es sich bei einer Sekte um eine Gruppierung in «verblendeter Abweichung vom rechten Glauben». In unserer pluralistischen Gesellschaft macht das nicht viel Sinn, denn wer könnte schon angeben, was der «richtige» Glaube ist! Ganz offenbar suchen viele moderne Menschen nach dem Sinn des Lebens, fühlen sich einsam und überfordert in unserer materialistischen Konkurrenzgesellschaft. Die Sehnsucht nach einer Gemeinschaft, nach Weisheitslehrern, nach spirituellen Erfahrungen ist deshalb verständlich. Die Landeskirchen können diese Bedürfnisse offenbar nicht mehr befriedigen.

Perspektivenwechsel, Experimente mit anderen Lebensformen, Anregung durch östliche oder esoterische Philosophien und Praktiken können durchaus der Persönlichkeitsentwicklung dienen. Aber es gibt auch Gefahren:

  • finanzielle Ausbeutung;
  • Entfremdung von der Normalwelt (Weltflucht);
  • Verlust der Mündigkeit und der Urteilsfähigkeit;
  • Hereinfallen auf unrealistische Heilsversprechungen (Genesung von Krankheiten, andauerndes Glück, umfassende Weisheit, Unsterblichkeit, Erleuchtung);
  • Idealisierung der Gruppe, eines Gurus oder Heilers, Selbstüberschätzung und Verteufelung von Nichtmitgliedern oder Abtrünnigen.



Weitere Infos
Buchtipp: Hugo Stamm: «Achtung Esoterik»; Pendo-Verlag, 2000, Fr. 29.80

Information und Beratung: Infosekta, Postfach, 8055 Zürich, Telefon 01 454 80 80, www.infosekta.ch