Ein 80 Millionen-Gewinn – ein verlockendes Schreiben, das Beobachter-Leser Peter G.* kürzlich aus dem Briefkasten zog. Im holprig verfassten Brief einer Lotto-Preiseinreichungsbehörde – Luftpost aus Australien, «privat und vertraulich» – steht: «Unter der Federführung von der Lotto Millionaires Hauptgeschäftsführerin, bestätige ich, Suzanne Garet, in meiner Eigenschaft als Lotto Millionaires Geschäftsführerin für Gewinnzustellung, dass nach entsprechender Bearbeitung, der bevorzugte Kunde, identifiziert als Herr Peter G., eine zurückgehaltene Zahlungsmöglichkeit hat.»

Das pseudoamtliche Geschwurbel ist gewollt: Der Empfänger soll gar nicht verstehen, worum es geht. Er soll schnell bezahlen, um an die Millionen zu gelangen. Dazu muss er auf dem «Formular CR-426» seine Kreditkarteninformationen inklusive dreistelliger Kartenprüfnummer notieren und bestätigen, dass er mit zehn Franken Einsatz am australischen Powerball, am irischen Lotto und an der spanischen Lotterie teilnehmen möchte. Im vorfrankierten Luftpost-Kuvert gelangen die sensiblen Informationen zum «International Processing Centre» in Australien, das auf einem Industrieareal in der Nähe des Flughafens Brisbane ein anonymes Postfach unterhält.

Grober Unfug ab Band

Für Beobachter-Konsumexpertin Nathalie Garny ein klarer Fall von Betrug: «Wer zahlt, sieht das Geld nie mehr und nimmt auch an keinem Gewinnspiel teil.» Zudem werde man danach meist erneut kontaktiert mit der Forderung, mehr zu bezahlen. Und das Schlimmste: Man hat dubiosen Personen seine Kreditkarteninfos gegeben.

Der Beobachter rief Suzanne Garet von der Lotto-Preiseinreichungsbehörde unter der angegebenen Telefonnummer an – und landete bei einer Tonbandstimme: «Wenn Sie glauben, Sie haben einen grossen Lottogewinn gewonnen, drücken Sie die 1.» Und dann die 3: «Bitte denken Sie daran: Sie müssen dabei sein, um zu gewinnen.» Vielleicht die 6: «Wie Sie sich denken können, ist Lotto ein Glücksspiel.»

Nach fünf Minuten Unfug ab Band geben wir auf: Frau Garet gibt es nicht, ebenso wenig die Lotto-Preiseinreichungsbehörde oder die 80 Millionen. Der Gratistipp der Beobachter-Expertin Nathalie Garny: «In solchen Fällen sofort alles in den Mülleimer werfen.»

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