Die Fettpölsterchen wollten bei Petra Meier* nach der Geburt des zweiten Kindes einfach nicht mehr verschwinden. Wie gerufen kam da ein Inserat im «Migros-Magazin»: «Fett zerstören, ohne Operation, ohne Schmerzen. Erfolg sofort sichtbar». Das Inserat aufgegeben hatte die VIP-Clinic in Küsnacht ZH. Meier buchte dort Dienstleistungen für 2760 Franken, darunter acht Sitzungen «Fett-Zerstören-konstant». Die VIP-Clinic hatte ihr sogar einen «Discount-Sommerrabatt» über 1730 Franken gewährt, weil sie sofort mit der Kreditkarte bezahlt hatte.

Danach gab es keinen Grund zur Freude mehr, denn die VIP-Clinic hielt die verabredeten Termine nicht ein. «Die erste Sitzung wurde mit der Begründung annulliert, es gebe einen Virus in den Praxisräumlichkeiten», erzählt Meier. Dann habe sich die VIP-Clinic mit der Begründung entschuldigt, es seien Betriebsferien. Schliesslich hörte Meier gar nichts mehr vom umstrittenen Kosmetikinstitut. Am Telefon meldete sich niemand, Briefe blieben unbeantwortet. Petra Meier begann sich Sorgen um ihr Geld zu machen. Das war im August dieses Jahres.

Für die Funkstille bei der VIP-Clinic gibt es einen Grund. Das Küsnachter Kosmetikinstitut hat im Juli seinen Betrieb eingestellt, «nach 10-jährigem Jubiläum, aus wirtschaftlichen Gründen sowie Insolvenz», wie die VIP-Clinic-Chefin Simone Zikmund einem Gläubiger per Fax mitteilt. Und Gläubiger gibt es viele: Der Betreibungsregisterauszug weist für den Zeitraum von Januar 2009 bis Juli 2011 offene Forderungen von mehr als 100'000 Franken aus. «Die VIP-Clinic ist mit dem Konkursverwalter und dem Betreibungsamt dabei, allfällige weitere Schritte (Konkurs, Insolvenzerklärung, Bilanz deponieren) zu besprechen und in die Ausführung zu bringen», so Zikmund.

«Medizinisch nicht haltbar»

Den wirtschaftlichen Misserfolg erklärt die VIP-Clinic-Chefin mit dem Umstand, dass im vergangenen Jahr immer mehr Kosmetikinstitute in der Schweiz die neue Methode der Fettzerstörung in ihr Angebot aufgenommen hätten. Bis zu diesem Zeitpunkt sei die Methode eine Exklusivität der VIP-Clinic gewesen. Der harte Konkurrenzkampf habe zur Insolvenz geführt.

Doch die Methode der Fettzerstörung mittels Ultraschall, bei der laut Broschüre «die neuste Software-gesteuerte Intelligenz das Fett aufspürt und zuverlässig eliminiert», fällt bei Experten ohne Wenn und Aber durch. Sie hätten Kenntnis davon, schreibt Swissmedic auf Anfrage, dass in der Schweiz Ultraschallgeräte zur «Fettzerstörung» vertrieben würden. Und weiter: «Uns ist keine wissenschaftliche Grundlage bezüglich der Effekte solcher Geräte bekannt.» Swissmedic ist zuständig für die Zulassung von Heilmitteln.

Ebenso eindeutig das Urteil von Kaspar Berneis, leitender Arzt an der Klinik für Endokrinologie der Universität Zürich: «Die Behauptung, Ultraschall sei geeignet, spezifisch Fettzellen zu zerstören, um eine medizinisch sinnvolle Gewichtsabnahme zu erreichen, ist unzutreffend.» Die Beschreibung dazu auf der Website der VIP-Clinic sei «dilettantisch» und «medizinisch nicht haltbar». Völlig anders sieht dies selbstverständlich die VIP-Clinic selbst: «Ganz viele Kosmetikstudios führen die vom Beobachter angeprangerte Ultraschall-Kavitationsbehandlung erfolgreich durch, weil sich diese Behandlung als funktionierend durchgesetzt hat.»

«Anti-Aging auf höchstem Niveau»: So wirbt das Institut Clinic Lounge in einer Broschüre.

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Quelle: Thinkstock Kollektion
Anderer Name, gleicher Auftritt

Nur folgerichtig ist, dass sich Zikmund und der «Anti-Aging-Experte» Peter Wyss vom wirtschaftlichen Schiffbruch im Goldküstendorf Küsnacht nicht beeindrucken lassen. Zikmund und Wyss sind einfach ein paar Kilometer seeaufwärts gezogen und versuchen in Meilen an der Dorfstrasse 35 mit der Clinic Lounge ihr Glück.

Angebot und Auftritt gleichen jenen der VIP-Clinic bis ins Detail. «Frau und Mann aus ganz Europa jetten um die halbe Welt in die Clinic Lounge, um Fett, Falten, Schlacken und Cellulite apparativ beseitigen zu lassen», so die Broschüre. Laut Zikmund hätte Petra Meier die Möglichkeit gehabt, die Behandlung in Meilen zu beziehen. Meier jedoch will nicht zu diesen Anti-Fett-Jettern gehören. Sie hat wegen der zurückgeforderten 2760 Franken die Betreibung eingeleitet.