Die Mutter träumt von exklusiven Designerschuhen, der Sohn bevorzugt teure Markenklamotten, und Papa sehnt sich schon lange nach einem neuen italienischen Anzug. Aber wie kann sich eine Familie all das leisten? Schliesslich muss für Designerlabels und edle Stoffe einiges hingeblättert werden – da macht die Geldbörse schnell einmal schlapp.

Wer nicht auf die Erfüllung seiner Luxuswünsche verzichten will, kann sein Glück im Outletshop versuchen. Direkt ab Fabrik verkaufen viele Kleiderhersteller ihre Ware aus der letzten Saison: Auslaufmodelle, aber auch Stücke aus aktuellen Kollektionen, die sich nicht gut absetzen lassen oder kleine Fehler aufweisen – zu Preisen, die zwischen 25 und 70 Prozent unter den Preisen im Detailhandel liegen.

In den USA erzielen die Fabrikverkäufe in riesigen Outletcentern mit mehreren Fabrikläden unter einem Dach bereits rund zwei Prozent des gesamten Detailhandelsumsatzes. Nach US-Vorbild ist das Outletshopping auch hierzulande auf dem Vormarsch. Die Kette Foxtown beispielsweise unterhält mehrere Geschäfte. Am besten läuft der Standort Mendrisio: Allein im letzten Jahr stürmten knapp 2,4 Millionen Schnäppchenjäger den Einkaufskomplex mit seinen rund 15000 Quadratmetern Ladenfläche und 130 Läden.

«Wir führen die bekanntesten Marken der Herren-, Damen- und Kinderbekleidung mit Rabatten bis zu 70 Prozent», erklärt Marketingassistentin Joanna Giacomone. Das Konzept «Edles zum günstigen Preis» scheint anzukommen: Rund 126 Millionen Franken Umsatz wurden letztes Jahr in Mendrisio erzielt.

Qualität ja – aber nicht um jeden Preis


Für Expertin Nadine Stofer, Autorin des «Shopping Guide Fabrikverkäufe», ist das keine Überraschung: «Die Schweizer sind nach wie vor Qualitätskäufer, haben sich aber zu ‹Smart-Shoppern› entwickelt. Sie informieren sich aktiv und überlegen sehr genau, was sie kaufen. Und vor allem zu welchem Preis.» Schliesslich müssten immer mehr Leute aufs Geld schauen.

Dass Outletshopping so gut läuft, mag auch daran liegen, dass die Konsumenten immer seltener auf ein positives Einkaufserlebnis verzichten müssen. «Fanden Fabrikverkäufe früher mehrheitlich in alten Lagerhallen statt, legen die Shops heutzutage Wert auf ein ansprechendes Ambiente und kompetentes Verkaufspersonal», beobachtet Nadine Stofer.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Bally Factory Outlet in Schönenwerd: Aufgeräumte Verkaufsregale und eine übersichtliche Ladenaufteilung machen es den Kundinnen und Kunden einfach, sich zurechtzufinden. «Wir legen Wert darauf, auch in den Factory Outlets unsere Produkte stilgerecht zu präsentieren», erläutert Geschäftsführer Sacha Ratheiser das Konzept.

Im nahen Ausland oft noch billiger


Doch trotz attraktivem Angebot: Wer richtig profitieren will, sollte nicht nur hierzulande auf Schnäppchensuche gehen, sagt Nadine Stofer. «Jedes Land hat eigene Produkte, für die es berühmt ist, zum Beispiel Deutschland für seine grossen Labels im Sportbereich oder Italien für seine renommierten Designerlabels. Viele verkaufen direkt ab Fabrik.»

Allerdings gilt es gerade in diesen Fällen, genau abzuwägen, ob die Preisreduktion die Fahrtkosten und den Zeitaufwand tatsächlich rechtfertigt.