Die Post lässt sich nicht gern bitten. Zumindest dann nicht, wenn auf dem Briefkasten «Bitte keine Werbung» steht. Knapp 40 Prozent aller Briefkästen haben schon einen Kleber - zu viel für die Post. «In unseren Nachbarländern sind Stopp-Kleber viel seltener, in Deutschland etwa ist der Anteil achtmal kleiner», klagt Mediensprecher Dario Ballanti. Wegen der Zunahme der Kleber gingen dem gelben Riesen 2,5 Millionen Umsatz pro Jahr verloren, rechnet Post-Chef Ulrich Gygi vor.

Aus diesem Grund unterbreitet die Post 70’000 Haushalten in der Nordwestschweiz ein «attraktives Angebot»: Wer den Kleber am Briefkasten «kostenlos und schonend» abkratzen lässt, erhält ein Geschenk. Laut einer Umfrage sind bis zu 15 Prozent der Kunden bereit, sich umstimmen zu lassen. Hat der Testlauf Erfolg, soll die Aktion aufs ganze Land ausgedehnt werden.

Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), ärgert sich: «Die Post versucht mit allen Mitteln, die Bitte um keine Werbung zu untergraben.» Ursprünglich hatte sich die Post verpflichtet, bei Stopp-Klebern nur unadressierte amtliche Mitteilungen und Anzeiger zuzustellen. Doch inzwischen werfen Pöstler auch Spendenaufrufe von anerkannten Organisationen und Gratiszeitungen ein. Letztere werben denn auch ganz ungeniert mit dem Slogan: «Wir machen vor keinem Stopp-Kleber Halt.»

Nun lanciert die SKS eine Gegenoffensive: Wer den Stopp-Kleber entfernen lässt und das Geschenk kassiert, kann bei der SKS gratis einen neuen Kleber beziehen.

Quelle: Gerry Nitsch