Pema Tsering* (Name geändert) ist 27 Jahre alt, als sich ihre Spuren am 8. Juni im indischen Delhi verlieren. Um 23.50 Uhr Ortszeit haben vier Polizisten der Kantonspolizei Aargau die junge Frau den Einwanderungsbeamten am Flughafen übergeben. Das ist alles, was Pema Tserings Mutter in den nächsten drei Wochen in Erfahrung bringen kann. Nicht, wo ihre Tochter ist. Nicht, wie es ihr geht. Nicht, was mit ihr passiert ist. Die vier Polizisten fliegen nach der Übergabe zurück in die Schweiz. Für sie ist die Sache erledigt. Pema Tsering ist ausgeschafft.

Auf einem kleinen Wohnzimmertisch im Kanton Zürich liegen amtliche Dokumente neben einer Schale Pfirsiche. Hinter Pema Tserings Mutter lächelt der Dalai Lama von der Wand. Es ist Anfang August, seit der Ausschaffung ihrer Tochter sind beinahe zwei Monate vergangen.

Die Geschichte einer Ausschaffung

Pema bedeutet Lotusblume, Tsering langes Leben. In Tibet erhalten die Kinder ihren Namen von einem Mönch. Jeder Name hat eine eigene Bedeutung. Er soll zu einem glücklichen Leben verhelfen. Doch die Verfügungen und Mails auf dem Couchtisch erzählen eine andere Geschichte. Die ihrer Ausschaffung.