Den meisten Eltern leuchtet ein, dass Kinder im Vorschulalter nicht allein vor dem PC sitzen sollten. Doch häufig wird die Reise durchs Internet noch viel heikler, wenn die Kinder lesen können. Erst dann fangen sie an, Suchmaschinen zu nutzen, und sind überhaupt in der Lage, sich durchs Netz zu manövrieren – auch auf unerwünschte Websites.

Als Hilfsmittel dagegen existieren verschiedene Kinderschutzprogramme für den Computer (siehe Box weiter unten «Kinderschutz im Internet» weiter unten). Macs haben eine Kindersicherung namens «Parental Control» im System eingebaut, die sich für die jungen User aktivieren lässt. Auch Microsoft hat mit «Windows Family Safety» eine ähnliche Lösung. Ausserdem gibt es verschiedene Programme, die sich zusätzlich installieren lassen. «Net Nanny» oder «Kaspersky Safe Kids», die sich sowohl auf PC, Mac und dem Smartphone installieren lassen, schneiden in Tests jeweils recht gut ab. Mithilfe dieser oder ähnlicher Softwares lässt sich die Internetnutzung mit Filtern einschränken, ihre besuchten Seiten überprüfen – und zusätzlich die Zeit regeln, die Kinder vor dem Bildschirm verbringen sollen.

Auch die Eltern müssen dazulernen

Doch wenn die Kinder älter sind, taugen diese Programme nur noch bedingt. Auf Youtube findet man zahllose Videos cleverer Kids, in denen diese ihren Kollegen erklären, wie sie den Kinderschutz mit ein paar einfachen Tricks aushebeln können. Das lässt sich zwar als Lernerfolg in Sachen Computernutzung abbuchen, ihren Zweck erfüllen die Schutzprogramme dann aber kaum mehr. Und nur wenn die Eltern selbst über ausreichende Computerkenntnisse verfügen, bemerken sie die Manipulationen überhaupt.

Aus diesem Grund setzen die Schutzkampagnen für Kinder ab zehn Jahren an zwei Orten an: erstens bei der Medienkompetenz der Eltern und zweitens bei den Kindern und Jugendlichen selbst. Denn verschiedene Studien, wie beispielsweise die «International Computer and Information Literacy Study», kommen immer wieder zum Schluss, dass Eltern mit tiefer Medienkompetenz sich meist auch weniger in der Medienerziehung ihrer Kinder engagieren. Ist der eigene Nachwuchs geschickter im Umgang mit dem Computer, empfehlen Fachleute, sich gemeinsam vor den PC zu setzen und von den Kindern zu lernen. Aus dem Rollentausch können sich interessante Gespräche über die Mediennutzung ergeben.

SMS-Dialog: Sexy Föteli mit Folgen

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Wenn Jugendliche sich sexy Fotos schicken, kann das Konsequenzen haben.
Quelle: Beobachter Bewegtbild
Checkliste: Schutz von Kindern und Jugendlichen

Auch im Internet finden sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche statt. Beim Chatten ist es einfach, sich eine neue Identität zuzulegen. Dies gilt aber nicht für sich selbst, sondern auch für die andere Seite. 

  • Niemals E-Mail, Telefonnummer oder Adresse von zu Hause oder der Schule herausgeben.
  • Keine Angaben über die Familie und über Freunde machen.
  • Die Eltern informieren, wenn man ein mulmiges Gefühl hat.
  • Niemanden treffen, schon gar nicht ohne das Wissen der Eltern.
  • Den Computer kindergerecht einrichten: Als Startseite sollten Eltern eine Kindersuchmaschine, ein Kinderschutzprogramm und einen Erotikfilter installieren und Pop-ups unterdrücken (siehe Box weiter unten «Kinderschutz im Internet»).
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Wissen, was die Kinder anklicken

Beste Voraussetzung für die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema ist: Stellen Sie den Computer nicht ins Kinderzimmer, sondern an einen öffentlichen Ort in der Wohnung. So haben Mama und Papa automatisch mehr Einblick in die Online-Aktivitäten des Nachwuchses.

Und der wichtigste Rat der Fachleute: im Gespräch bleiben. Lieber von allfälligen Dummheiten hören, die das Kind online macht, als nichts zu wissen. Am riskantesten ist jene Webnutzung, die Eltern unbekannt ist. Dann fehlt die Kontrolle über sich eventuell anbahnende heikle Situationen.

Möglichst früh muss man dem Nachwuchs auch beibringen, im Netz nichts von der eigenen Identität zu verraten und auf keinen Fall echte Namen, Adress- und Altersangaben zu benutzen. Vor allem auch in Chaträumen sollte es für Kinder selbstverständlich sein, nie etwas preiszugeben, was dem Gegenüber ermöglichen könnte, sie im realen Leben ausfindig zu machen.

Auch viele andere Seiten erfordern eine Registrierung oder ein Log-in. Die Kinder sollte man möglichst früh darauf trainieren, wenn immer möglich fiktive Angaben zu machen. Wann das angebracht ist und wann nicht, können sie lange selbst nicht abschätzen. Der wichtigste Schritt dazu ist, die Medienkompetenz vermehrt in den Schulunterricht einzubauen.

Würdest du das auf ein Plakat schreiben?

Ausserdem vergisst das Internet nie. Peinliche Ausrutscher, Schimpftiraden, Beleidigungen oder kompromittierende Bilder sind meist auch nach Jahren noch auffindbar. Diesen Grundsatz können Kinder und Jugendliche nicht früh genug lernen. Verschiedene offizielle Websites zielen darauf ab, die Kinder zur Sensibilität im Umgang mit der eigenen Privatsphäre zu erziehen (siehe Box «Kinderschutz im Internet»).

Manchmal hilft es, den Kindern mit einem einfachen Vergleich klarzumachen, wie öffentlich das Internet ist. Wenn sie sich vorstellen sollen, dass sie alles, was sie auf ihre Online-Profile schreiben, auf ein grosses Blatt an der Schulhausmauer notieren müssten, wird vielen doch ein wenig mulmig.

Kinderschutz im Internet
  • Jugendundmedien.ch – Nationales Programm zur Förderung von Medienkompetenz mit umfassenden Informationen für Eltern und Lehrpersonen.
  • Schaugenau.ch – Initiative der Stadt Zürich gegen sexuelle Belästigungen in Chaträumen
  • Safersurfing.ch – Schweizer Kriminalprävention mit Informationen zu den Themen Chats, Soziale Netzwerke, Schutz vor Kinderpornographie und Internetbetrug.
  • Medienprofis.ch – Initiative der Pro Juventute
  • Blinde-kuh.ch – spezielle Suchmaschine und Portal für Kinder
  • Fragfinn.de – Suchmaschine speziell für Kinder, listet nur Seiten auf, die vom Redaktionsteam geprüft sind


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