Pleiten, Pech und grosse Pläne
Rüdiger Hahn, gefeierter Retter des FC Luzern, war dem Tennisclub Horw nicht vertrauenswürdig genug. Grund: die Schulden des rührigen Unternehmers.
Veröffentlicht am 14. März 2005 - 12:55 Uhr
Als der deutsche Jungunternehmer Rüdiger Hahn, 36, im Juli 2003 als Hauptsponsor beim FC Luzern einstieg, wurde er als Retter in der Not gefeiert. Eine Reihe von zweifelhaften Präsidenten hatten den mehr als 100-jährigen Traditionsklub mit teuren Spielern in die tiefroten Zahlen gebracht. Ende 2001 wurde das völlige Grounding des Klubs nur knapp verhindert, indem man die Spielerverträge von der Aktiengesellschaft auf den Verein übertrug. Doch auch dies konnte 2003 den Abstieg nicht verhindern. Der gefallene Klub schien danach für Sponsoren wenig attraktiv.
Dann kam Rüdiger Hahn. Sein Engagement beim FC Luzern erklärte er mit seiner Liebe zur Gegend um den Vierwaldstättersee und seiner Begeisterung für den Sport, bei dem «junge Leute immer besser aufgehoben sind als auf der Strasse». Deshalb unterstützt Verleger Hahn den FC Luzern als Hauptsponsor jährlich mit einem sechsstelligen Betrag. Ende Februar 2005, als das Geld für die Spielerlöhne fehlte, schoss Hahn dem Klub sogar den Sponsorenbetrag vor, der erst Ende März fällig gewesen wäre.
So weit, so grosszügig. Enorm grosszügig sogar. Denn andernorts ist der Geschäftsmann äusserst klamm. Er und seine beiden Firmen (Vierwaldstätter Verlags GmbH, RH Media GmbH) wurden im Dezember 2004 von sechs Gläubigern über insgesamt 245'000 Franken betrieben.
Hahn glänzt auch nicht als erfolgreicher Unternehmer. Bevor er in die Schweiz kam, scheiterte die Firma Must! Media Kommunikationssysteme GmbH in Wiesbaden (D), deren faktischer Geschäftsführer er war. Und 2003 ging Hahns erstes Schweizer Unternehmen, die Vierwaldstätter GmbH, mit Schulden von 1,6 Millionen Franken in die Nachlassstundung. Darauf gründete Hahn die RH Media GmbH, die mit ihrem ersten und bisher einzigen Produkt Schiffbruch erlitt: Hahns «Quizphone», ein Telefonwettspiel, überlebte nur wenige Monate. Der Jungunternehmer hatte die Kosten von vier Franken pro Anruf in der Werbung nur vereinzelt angegeben. Das Bakom sperrte darauf die Nummer. Als die Nummer wieder freigeschaltet wurde, hatte Hahn das Interesse an Quizphone verloren. Stattdessen kündigte er auf März/April 2005 eine «monatliche Mitmach-Illustrierte» für «leichte und einfache Kost» an – «mit einer Gratis-Startauflage von einer Million Exemplaren».
Woher hat der Mann das Geld für sein gönnerhaftes Sponsoring? Hahn will dazu konkret nicht Stellung nehmen. Er habe aber derzeit (7. März 2005) nur noch vier Betreibungen offen. In allen Fällen habe er Rechtsvorschlag erhoben. «Hier jedoch eine finanzielle Not oder Ähnliches zu konstruieren – davon rate ich dringend ab», meint Hahn zum Beobachter. Doch er und eine seiner GmbHs werden auch für Mietzinsforderungen betrieben. Die sind eher selten ungerechtfertigt.
Happige Honorare an sich selbst
Die Frage bleibt: Woher hat Hahn sein Geld? Eine Antwort findet, wer den Nachlassvertrag von Hahns Vierwaldstätter GmbH anschaut. Hahn bezog in den knapp zwei Jahren, in denen diese Einzelfirma aktiv war, Honorare und Lizenzgebühren in der Höhe von 420'000 Franken und bezahlte ein Darlehen von 240'000 Franken nur knapp zur Hälfte zurück. Den Schaden hatten die Gläubiger: Sie erhielten nur 20 Prozent ihrer Forderungen.
Als Hahn nach dieser Pleite beim FC Luzern als Sponsor einstieg, beruhigte FCL-Präsident Pedro Pfister, man habe Hahn genau geprüft. Etwas vorsichtiger war der Tennisclub Horw, bei dem Hahn Mitglied ist und im Februar 2005 als Präsident kandidierte. Als Klubmitglieder seine Schulden zum Thema machten, zog Hahn die Kandidatur kurzfristig zurück.