Bestimmt kritisieren die drei Angestellten der Jet Aviation Handling AG die Geschäftsleitung vor laufender Kamera. In der TV-Sendung «10 vor 10» bezeichnen Yolanda Egloff, 40, Corinne Ullmann, 35, und Tiziana Bressa, 32, das Vorgehen ihrer Vorgesetzten als «menschenverachtend». Ihre Arbeitskollegin Evelyne Merz ist vom Check-in ins Büro verbannt worden. «Diese Versetzung ist unerhört», sagen die drei ins Mikrofon.

Trotz besten Qualifikationen soll Evelyne Merz nicht mehr direkten Kundenkontakt am Schalter haben, sondern in einem Büro arbeiten. Vordergründig verkaufen ihr dies die Vorgesetzten als «gute Neuigkeiten». Dem Beobachter teilt Jet Aviation mit, dass Evelyne Merz «aufgrund ihrer besseren Gesamteignung» versetzt worden sei. Den wahren Grund jedoch erfährt sie an einer Aussprache: Sie erfülle den ästhetischen Anspruch nicht mehr, den Jet Aviation an ihre Mitarbeiterinnen stellt. Ihre Beine sind durch eine Krankheit angeschwollen – gesundheitliche Beschwerden hat sie deswegen aber nicht. Den Kunden sei dieser Anblick nicht zumutbar, hiess es. Für Evelyne Merz bricht eine Welt zusammen.

In dieser schwierigen Situation stellen sich die Arbeitskolleginnen an die Seite ihrer Kollegin. Yolanda Egloff, Corinne Ullmann und Tiziana Bressa erachten es als selbstverständlich, sich für Evelyne Merz einzusetzen – auch wenn die drei Frauen damit ihren Job, den sie mögen und auf den sie angewiesen sind, riskieren.

«Es war mir nicht bewusst, was das für ein Echo auslösen würde», sagt Yolanda Egloff über die Solidaritätsaktion. Und Corinne Ullmann ergänzt: «Es ist sehr intensiv, aber das Kämpfen lohnt sich.» Mittlerweile hat sich Evelyne Merz einen Anwalt genommen. «Doch ohne meine Kolleginnen hätte ich nie die Kraft aufgebracht, mich zu wehren.»

Eine konkrete Kündigungsandrohung haben die Frauen zwar nicht bekommen. Für Tiziana Bressa ist das Arbeiten in diesem Klima aber belastend, wie sie sagt. Sie habe das Gefühl, ständig beobachtet zu werden. Beliebt gemacht haben sich die drei Frauen in ihrem Arbeitsumfeld jedenfalls nicht: «Wir gelten als Rebellinnen.»

Quelle: Ursula Meisser