Im Herbst 2014 nimmt Aileen Lakatos an einem Casting eines bekannten Schweizer Regisseurs teil. Sie ist 19, steckt in der Matur. Die Aargauerin hat eine Theaterfachmittelschule absolviert und möchte Schauspielerin werden.

Es ist ihr erstes Filmcasting. Sie muss einen Monolog aufsagen, dabei wird sie in Nahaufnahme gefilmt. Während Lakatos spricht, tritt plötzlich ein Mann von hinten an sie heran, berührt ihre Schultern, streicht über ihre Brüste, greift ihr in den Schritt.

«Ich war starr vor Schreck, wie eingefroren», erinnert sie sich. Viel später stellt sich heraus, dass das alles Kalkül war. Kein echtes Casting, sondern der Dreh für den Film «Achtung! Casting», der zeigt, was junge Schauspielerinnen angeblich alles für eine Filmrolle tun.

Lakatos ist entsetzt. Ihr seien falsche Tatsachen vorgegaukelt worden, die dann als Rechtfertigung für sexuelle Übergriffe benutzt wurden. Sie recherchiert, findet andere Betroffene. 2018 reichen sie Anzeige ein. Und sie spielt im Dokfilm «The Case You – Ein Fall von vielen», der die traumatisierenden Erfahrungen aufarbeitet.

Im April 2022 hält das Bezirksgericht Brugg in einem rechtskräftigen Vergleich fest, dass der Regisseur Schadenersatz zahlen muss.

Aileen Lakatos hat damit ein Zeichen für eine gerechtere und menschlichere Schauspielbranche gesetzt. Sie arbeitet nun hinter der Kamera.