Die beiden besten Transparenz-Storys des letzten Jahres standen im Beobachter. Gewonnen hat den Preis Redaktor Yves Demuth mit seinem Artikel über weibliche Teenager aus Heimen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeit für die Industrie leisten mussten.

Der zweite Platz ging an Catherine Duttweiler für ihre Recherche über eine geheime Liste von Kraftwerkprojekten im Alpenraum.

Preis für kreativen Einsatz des Öffentlichkeitsgesetzes

Demuth hatte sich – gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz – Zugang zu einer Datenbank im Bundesarchiv erstritten. Darin sind sämtliche Institutionen erfasst, in denen Teenager aus jenischen Familien bis in die 1970er-Jahre interniert wurden. Das Bundesarchiv hatte die Einsicht aus Datenschutzgründen verweigert.

Für Demuth ein unverständliches Argument: «Es ging hier nicht um einzelne Namen, sondern um nackte Zahlen.» Diese Informationen seien die Grundlage gewesen, um den Umfang des «repressiven Systems der Fürsorgebehörden einschätzen zu können, das aus 16- bis 20-jährigen jungen Frauen sittsame und angepasste Ehefrauen formen sollte». Dass in einem Fabrikheim noch in der Nachkriegszeit neun Teenager untergebracht waren, die allein wegen ihrer jenischen Herkunft ihren Eltern weggenommen wurden, sei eine relevante Information.

Demuth habe bei seiner Recherche das Öffentlichkeitsgesetz kreativ eingesetzt und damit Dokumente ausfindig gemacht, die seine Recherche ergänzten, sagt Mattias Greuter, Jury-Mitglied und Verlagsleiter der Schaffhauser AZ. Das von ihm gezeichnete Gesamtbild zeige «das grosse Leid, das den jungen Mädchen zugefügt wurde – und dass die Schweizer Industrie davon profitiert hat.»

Geheime Staudamm-Projekte aufgedeckt

Mit dem zweiten Platz geehrt wurde eine weitere Recherche, die im Beobachter erschienen ist: eine Geschichte der freien Journalistin Catherine Duttweiler zur Energiewende. Sie erkämpfte sich über ein Schlichtungsverfahren Zugang zu einer bis dahin unter Verschluss gehaltenen Liste mit Staudamm-Projekten in den Alpen. Die Liste ist deshalb von Bedeutung, weil die darin verzeichneten Projekte realisiert werden können, falls eines der unter alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga vorgeschlagenen Stausee-Projekte nicht gebaut werden kann. 

Der Prix Transparence wurde dieses Jahr zum fünften Mal von Öffentlichkeitsgesetz.ch vergeben. Damit ausgezeichnet werden Medienschaffende, die das Öffentlichkeitsgesetz zielführend und wirkungsvoll für ihre Recherchen nutzen und auf diese Weise wertvolle Informationen öffentlich bekannt machen.