Der Mann hat Humor. «Ancient Alien on Board», «Urtümlicher Alien an Bord», steht auf dem schäbigen Transporter seines Sekretärs, der vor einem schäbigen Block in Unterseen BE steht. In seinem Büro im dritten Stock, umgeben von Bücherregalen und Aktenschränken, hält es Erich von Däniken keine fünf Minuten aus auf dem Stuhl. Immer wieder springt er auf, holt ein Buch, druckt einen Artikel aus. An einem kleinen Stück freier Wand hängt ein Bild mit dem stilisierten Horn eines Widders.

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Sein Sternzeichen. Am 14. April wird Erich von Däniken 80. Seit bald 50 Jahren veröffentlicht er unermüdlich Bücher über die Ausserirdischen, die «ancient astronauts», die in der Steinzeit die Erde besucht haben sollen. Für diese Thesen gilt er als Spinner, wird belächelt, für verrückt erklärt. Und er verdient damit viel Geld.

2012 erhält er von einer österreichischen Skeptiker-Organisation die Auszeichnung «Das Goldene Brett vorm Kopf» für sein Lebenswerk. «Wenn ich an dem Abend nicht einen Vortrag gehabt hätte, wäre ich persönlich hingegangen. Ehrlich. Diese Auszeichnung hat mich stolz gemacht!» Was hätte er in der Dankesrede gesagt? «Dass die Zeit mir in wesentlichen Punkten recht geben wird.»

«Das ist der Widder in mir»

Ans Aufgeben, Resignieren, Schweigen hat von Däniken nie gedacht. «Das ist der Widder in mir», sagt der Prä-Astronautik-Spezialist, der als Berufsbezeichnung «Schriftsteller» angibt. Sein Motto: «Die einen kennen mich, die andern können mich.» Dann präzisiert er: «Ich bin ein Autor von Sachbüchern. Da müssen die Quellen stimmen, ein Bibelzitat muss korrekt sein, eine Ruine, die ich erwähne, muss existieren. Der Rest ist meine dichterische Freiheit.»

Auf die Aliens kommt von Däniken als Teenager. Streng katholisch im Jesuiteninternat Saint-Michel in Freiburg erzogen, lernt er beim Übersetzen der Bibel aus dem Griechischen und Lateinischen einen Gott kennen, der Fehler und Experimente macht. Der 16-Jährige beginnt an seiner Religion zu zweifeln. Er will wissen, «ob andere Völker im Altertum auch so komische Geschichten haben wie wir». Also vergräbt er sich in Bücher und fragt sich eines Tages: «Das kann doch nicht der liebe Gott gewesen sein! Meinen die Ausserirdische?»

Doch statt Theologie oder zumindest Archäologie zu studieren, macht von Däniken nach der Matur eine sehr irdische Kellnerlehre – weil seine Lieblingsgrossmutter in St. Gallen ein Restaurant hatte. «Ich wollte reisen, also musste ich Geld verdienen. Ich wäre auch gern Missionar geworden – irgendwie bin ich das auch. Mich treibt ein missionarischer Eifer.»

«Ich war ja nie normal»

Von Däniken arbeitet als Kellner, in Hotels und an Bord der Holland America Line, steigt auf zum Hotelier. Doch die Schilderungen in der Bibel und in anderen alten Schriften lassen ihn nicht mehr los. Diese Wesen, die, umgeben von Feuer und Rauch, entweder zur Erde herabsteigen oder zum Himmel fahren und dabei die Erde zum Zittern bringen – von Däniken beginnt, Beweise für die Besuche der Ausserirdischen zu suchen, zunächst in Büchern: Darstellungen aus der Steinzeit, Relikte, Skulpturen.

Dann beginnt von Däniken zu reisen. «Aber nicht wie normale Menschen, die am Strand liegen wollen oder Sexabenteuer suchen. Ich war ja nie normal, ich wollte Beweise finden.» In seiner Freizeit schreibt er ein Buch über seine Erkenntnisse, die er heute, altersbescheiden, Hypothesen nennt. Über 20 Verlage lehnen das Manuskript ab, bis es auf Vermittlung eines Hotelgastes doch noch klappt. «Erinnerungen an die Zukunft» erscheint 1968 in einer Auflage von zunächst 3000 Exemplaren.

Der Rest ist Geschichte. Von Dänikens Bücher werden in 32 Sprachen übersetzt, Gesamtauflage mehr als 65 Millionen. Die «New York Times» erfindet im Spott sogar eine Krankheit, die den Namen des Schaffhausers trägt: Dänikenitis. Von Däniken erinnert sich jenes Gastes, der ihn warnte: «Die Kritik wird noch harscher werden. Sie muss an Ihnen herunterlaufen wie Gülle an einer Marmorstatue.»

«Inzwischen rostet das Miststück!»

Damals sei er, sagt von Däniken, oft arrogant und rechthaberisch gewesen, «ein richtiger Widder eben». Inzwischen habe er auch Fehler eingestehen müssen. Dann schränkt er sofort ein: «Nichts Substanzielles, eher Kleinigkeiten.» Im ersten Buch schreibt er von einer Säule, die in einem Tempelhof in Delhi steht. «Ich war damals dort und habe die Säule fotografiert. Man erklärte mir, die Säule sei 760 Jahre alt und roste nicht. Daraus schloss ich, es müsse sich um eine ausserirdische Legierung handeln. Inzwischen rostet das Miststück!»

An der These, dass Ausserirdische auf der Erde gewesen seien, hält von Däniken unbeirrbar fest. Auf seine angebliche leibhaftige Begegnung mit einem Alien im Jahr 1987 angesprochen, verliert er für einen Moment die Ruhe. «Das ist ein Romanstoff!» Also alles Fiktion? «Nicht alles!» Wieso erzählt er dann nichts? «Das ist privat. Wenn ich solche Sachen bestätigen würde, würde ich mich in die Nähe von Esoterik begeben. Der Zeitgeist lässt im Moment keinen Kontakt mit Ausserirdischen zu.»

Von Däniken, der Katholik, der jeden Tag betet, sagt: «Wir alle wissen: Es gibt keine Götter. Irgendwann stösst man aber mit aller Wissenschaft an Grenzen. Dann wird man bescheiden und sagt: Hier muss es Schöpfung gegeben haben. Was hat den Urknall gezündet? Von nichts kommt auch in der Astrophysik nichts.»

Mit der herkömmlichen Auffassung von Religion kann von Däniken trotzdem wenig anfangen: «Die Leute fragen immer: Wie kann Gott all diese Gräueltaten auf der Welt zulassen? Gott hat damit gar nichts zu tun. Das ist alles Menschenwerk!» Sagt es, springt auf, zieht für den Fotografen seinen leuchtend blauen Kittel übers Hemd, den man von unzähligen Bildern kennt. Herr von Däniken, wie viele solcher Jacketts besitzen Sie? «Nur eins. Aber es ist das vierzehnte.»

Der Zeitgeist lässt im Moment keinen Kontakt mit Ausserirdischen zu», Erich von Däniken

Quelle: Ruben Hollinger
«Fälle von Ufo-Sichtungen»

Jetzt, wo Erich von Däniken 80 wird und weiterhin auf Aliens wartet, zieht er die Möglichkeit in Betracht, sich doch auf eine Art geirrt zu haben: «Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob die Ausserirdischen nicht schon da sind.» Ihm seien Fälle von bewiesenen Ufo-Sichtungen bekannt, die der Öffentlichkeit vorenthalten würden. Genau wie sein Treffen mit einem Alien. Warum er nicht davon erzählt, wird sein Geheimnis bleiben.