Die EU schlägt vor, die langlebigen und teilweise giftigen Industriechemikalien PFAS generell zu verbieten. Das sorgt für grossen Wirbel, auch in der Schweizer Industrie. Sie verlangt unter anderem, dass man die Stoffe stattdessen einzeln «auf wissenschaftlicher Basis» reguliert. Hinter dieser Forderung steckt aber weit mehr, als man im ersten Moment vermuten könnte, wie ETH-Wissenschaftler Martin Scheringer im Interview zeigt. 

Herr Scheringer, «strikt risikobasiert» und auf «wissenschaftlicher Basis»: So sollen PFAS reguliert werden, findet die Industrie. Was sagen Sie als Wissenschaftler dazu?
Dieses Argument entstand vor rund 30 Jahren und wird seither immer wieder ins Spiel gebracht. Die Industrie verlangt damit eigentlich, dass untersucht wird, wie hoch das Risiko ist, das der Gebrauch einer Substanz mit sich bringt. Wie ist die Exposition – also wer ist wann wo welchen Mengen ausgesetzt, und wie gefährlich ist das? Und dass man erst dann entscheidet, ob der Stoff verboten werden soll.