Während der Grippesaison treffen Viren aus der ganzen Schweiz am Unispital Genf ein, im fünften Stock des modernen Laborgebäudes BATLab, dort, wo sich das Nationale Referenzzentrum für Influenza (CNRI) befindet. Die durchsichtigen Röhrchen aus bruchsicherem Plastik, in denen jeweils noch ein zweites Plastikröhrchen mit Schraubverschluss steckt, werden erst im Labor geöffnet, in einer Sicherheitswerkbank mit Abluftfilter. Wer sie öffnet, muss Labormantel und Vinylhandschuhe tragen – die Proben sollen weder verunreinigt werden, noch soll sich jemand anstecken. Denn in der orangefarbenen Flüssigkeit haben Hausärzte Tupfer geschwenkt, mit denen sie bei Patienten mit Grippesymptomen einen Nasen-Rachen-Abstrich gemacht haben.

«Nicht alle eingesandten Proben enthalten tatsächlich Grippeviren», erklärt Molekularbiologin Ana Rita Gonçalves Cabecinhas, die das CNRI leitet. Von den 117 Proben, die zum Zeitpunkt des Besuchs Mitte Dezember analysiert waren, hatten Gonçalves Cabecinhas und ihr Team lediglich in zwölf Grippeviren nachgewiesen – oder Influenzaviren, wie sie im Fachjargon heissen. Im Januar und Februar, auf dem Höhepunkt der saisonalen Grippewelle , können dann pro Woche mehr als 100 Proben reinkommen, sagt die Molekularbiologin. «Erst eine Analyse im Labor kann zweifelsfrei nachweisen, dass ein Patient tatsächlich Grippe hat und nicht eine Atemwegserkrankung mit ähnlichen Symptomen, die etwa durch ein Rhinovirus verursacht wird.»