An schönen Frühlingstagen lockt der idyllische, nahe bei Bern gelegene Wohlensee viele Ausflügler an. Wenig idyllisch mutet das Abwasser an, das mit Benzinrückständen, Pneu- und Bremsenabrieb praktisch ungereinigt von den Autobahnen A1 und A12 in den gestauten Aareabschnitt fliesst. Bis zu 34 Tonnen Schadstoffe gelangen jährlich ins Wasser, wie eine Studie im Auftrag des Schutzverbands Wohlensee ergab.

Der Wohlensee ist kein Einzelfall. Noch wird bei 90 Prozent der Schweizer Autobahnen das Abwasser lediglich durch einen Ölabscheider geleitet, bevor es ins nächste Gewässer fliesst – das zumindest schätzt das Zürcher Planungsbüro Basler und Hofmann. Dabei schreibt das Gewässerschutzgesetz schon seit 1991 vor, dass die Abwässer stark befahrener Strassen gereinigt werden müssen.

Doch die Mühlen der Bundesverwaltung mahlen langsam. Erst seit 2002 gibt es eine verbindliche Regelung für Strassenabwasser-Behandlungsanlagen (Saba). Immerhin werden solche Einrichtungen bei grösseren Strassenbauarbeiten eingeplant. So auch bei der Sanierung der Autobahnen rund um Bern: Ab 2015 soll dort das Autobahnabwasser grösstenteils gereinigt werden.

Die Präsidentin des Schutzverbands Wohlensee, Elisabeth Wieland, mag sich allerdings nur halb freuen: «Dass man sich erst Jahrzehnte nach dem Autobahnbau um das Abwasser kümmert, bleibt eine riesige Umweltsünde.»