Wenn am 9. Juni die Lichter angehen für das erste EM-Spiel in Zürich zwischen Rumänien und Frankreich, herrscht Hochspannung im Letzigrund – und das nicht nur auf den Rängen. Denn ein Fussballspiel ist gerade an einer EM kein profaner Kick, sondern ein Mega-Event und als solcher auch ein gigantischer Stromschlucker. Rund 35400 Kilowattstunden Strom wird ein Match verbrauchen, wie Jürg Hasler, Projektleiter Stadionbetrieb, ausgerechnet hat. So viel brauchen zehn Haushalte in einem Jahr.

Erstaunlich ist, dass nicht etwa die Flutlichtanlage oder die Verpflegungsstände am meisten Strom benötigen, sondern das Zeltdorf für Firmen und Sponsoren. Hasler schätzt dessen Stromverbrauch auf 11'000 Kilo-wattstunden pro Spiel. Diese Leistung wird mit zwei temporären Transformatoren vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich bereitgestellt und aus Sicherheitsgründen mit einem Generator abgesichert. Zwei Generatoren kommen aus dem gleichen Grund für die Medienproduktion zum Einsatz (Kameras, Regiewagen et cetera), die mit 2300 Kilowattstunden auch viel Energie benötigen.
Der stadioneigene Whirlpool wird an der EM hingegen keinen Strom fressen. Weil es nur einen gibt und es zu «heiss» wäre, Rumänen und Franzosen gleichzeitig dort reinzusetzen, bleibt der Pool abgeschaltet.

FlutlichtFür die EM wird eine Beleuchtungsstärke von 1400 Lux (1400 Lumen pro Quadratmeter) gefordert. Um die nötigen 7140 Quadratmeter im Stadion entsprechend zu erhellen, steht eine Fülle von Lichtanlagen zur Verfügung: 398 Strahler, 228 Strahler an Kandelabern, 31 Kandelaber mit Lichtpunkthöhe bis 38 Meter sowie 170 Strahler unter dem Dach. Total verbraucht die Anlage pro Spiel 4800 Kilowattstunden. Die Umgebungsbeleuchtung braucht weitere 1000 Kilowattstunden.

BeschallungDie komplette Leistung der Akustikanlage beträgt 220'000 Watt Sinus (220 Kilowatt). 100 Lautsprecher sind im Tribünenbereich installiert, 240 im Umgangsbereich und 10 weitere im Aussenbereich. Die Anlage entspricht der aktuellen Sicherheitsnorm für Evakuierungsanlagen; der maximale Schallpegel ist grösser als 105 Dezibel. Um die Zuschauer entsprechend zu beschallen, benötigt die gesamte Anlage pro Fussballspiel 1300 Kilowattstunden.

ÜberwachungIm Letzigrund ist die modernste Videoüberwachungsanlage aller Schweizer Stadien installiert – mit insgesamt 28 Kameras. Der gesamte Energieverbrauch im Bereich Gebäudetechnik beläuft sich auf 3500 Kilowattstunden.

RasenheizungDer Naturrasen im Stadion ist mit einer Rasenheizung ausgestattet. Diese muss per Gesetz mit erneuerbarer Energie betrieben werden – im Letzigrund kommen dafür Holzpellets zum Einsatz. Weil die EM im Sommer über die Bühne geht, wird die Rasenheizung nicht in Betrieb genommen.

Videowände Zwei Monitorwände mit futuristischem Namen «Daktronics ProStar Outdoor Video Plus Display System» ermöglichen das Anzeigen von Resultaten oder von Bildern, die von der Fernsehproduktionsfirma aufgenommen wurden. Jede Monitorwand hat eine Fläche von knapp 62 Quadratmetern und wiegt rund drei Tonnen. Der Stromverbrauch beträgt pro Spiel 700 Kilowattstunden.

SolaranlageAuf dem Stadiondach ist eine Photovoltaikanlage mit einer Solarmodulfläche von 1650 Quadratmetern installiert. Die Anlage leistet zirka 250 Kilowatt, liefert also pro Jahr gut 210'000 Kilowattstunden Strom. Dies entspricht dem jährlichen Verbrauch von etwa 60 Haushalten.

Verpflegung Aus Sicherheitsgründen müssen im Letzigrund alle Speisen mit Elektrogeräten zubereitet werden. Dies erklärt den enormen Energiebedarf der Verpflegungsstände im Publikumsbereich von 4000 Kilowattstunden. Auch das Restaurant mit VIP-Lounge und Logen benötigt viel Energie: 1800 Kilowattstunden.
Aus Beobachter Nr. 11 vom 30. Mai 2008

Dossier: Fussball Euro08Weitere nützliche Infos rund ums Fussballfest finden Sie im Beobachter-EM-Dossier unter www.beobachter.ch/euro08.

Quelle: Simon Zangger, www.letzigrund.ch