Die schlechte Nachricht zuerst: Sie sind 20 Jahre zu spät! So sagt es zumindest ein Sprichwort: «Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren.» Und die gute? Die nächstbeste Zeit ist jetzt.

Was das Sprichwort meint: Bis ein Baum seine volle Pracht entwickelt, dauert es seine Zeit. Genauso sieht das Andres Storrer. Der 32-Jährige ist Betriebsleiter der Baumart AG in Frauenfeld und Baumpflegespezialist: «Was einen Baum ausmacht, wird derjenige, der ihn setzt, kaum mehr mitbekommen.» Seinen speziellen Charakter entwickle ein Baum halt erst mit der Zeit, erklärt Storrer – wie etwa sein Lieblingsbaum, die Stieleiche, die mit dem Alter immer knorriger und imposanter werde. Und trotzdem: Jetzt einen Baum zu pflanzen ist immer noch besser als gar nie.

Schon beim Kauf zu beachten

Als Erstes gilt es, den Standort und den dafür passenden Baum zu finden. «Natürlich kann man im Discounter einen günstigen Baum kaufen und diesen dann einfach in den Boden drücken. Mit viel Glück wächst er sogar an», sagt Baumpflegespezialist Storrer. Wenn der Standort aber nicht optimal sei oder der Boden schlecht, dann gehe es mit grösster Wahrscheinlichkeit schief.

Welchen Baum man wählt, hängt also nicht nur von den eigenen Vorlieben ab, sondern auch davon, wie hoch und breit er maximal werden darf; oder von den lokalen Bodenverhältnissen (etwa pH-Wert, Staunässe). Storrer rät, sich in Baumschulen beraten zu lassen und das Pflanzgut auch dort zu kaufen. Für Laien ist dessen Qualität schwer zu beurteilen. Fachmann Storrer weist darauf hin, dass man vor allem bei zu tiefen Preisen vorsichtig sein sollte. Die Kosten für einen Hochstammbaum sind hauptsächlich von Art, Stammhöhe und -umfang abhängig und liegen zwischen einigen hundert und einigen tausend Franken.

Schutz vor Sonnenbrand

Gepflanzt werden kann im Frühling und im Herbst. Wobei Experten eher den Herbst favorisieren: So hat der Baum mehr Zeit, sich bis zum ersten Austrieb im Frühling zu entwickeln. Ein häufiger und für den Baum meist tödlicher Fehler ist eine zu tiefe Pflanzung. «Das ist verheerend», bringt es Storrer auf den Punkt. Wichtig sei, dass die Wurzelanläufe noch sichtbar seien, sagt er. Nur so erhalten sie genug Sauerstoff.

Und was auch oft vergessen gehe: der Schutz des Stamms vor Sonnenbrand. Storrer erklärt, dass in der Baumschule die Bäume ja dicht beieinanderstehen und sich gegenseitig beschatten. Wenn ein junger, glatter Stamm plötzlich Sonne und Hitze ausgesetzt ist, verbrennt das Kambium unter der Rinde, und der Baum geht ein. Deshalb ist der Schutz des Stamms mit einer Schilfrohrmatte wichtig.

Halt geben, aber nicht zu straff binden

Nicht vergessen darf man, den Stamm durch einen oder mehrere Pfähle so zu stabilisieren, dass die frischen Wurzeln nicht gleich abgerissen werden, wenn es windet. «Verwöhnen sollte man den Baum aber auch nicht», sagt Storrer. Er meint damit, dass dieser nicht zu starr angebunden wird. Der Baum soll im Wind noch etwas Spiel haben, damit er überhaupt das Bedürfnis entwickelt, sich im Boden zu verankern.

Nach dem Einpflanzen folgt die Anwuchspflege. Dazu gehört in den ersten Jahren das Wässern während Trockenperioden (auch im Winter). Storrer rät, mit einem Schlauch und mittlerer Wassermenge rund zehn Minuten lang zu giessen – nur so schaffe es das Wasser in die tieferen Bodenschichten. Nicht zuletzt sollte der junge Baum regelmässig geschnitten werden, um Fehlentwicklungen zu korrigieren und später eine stabile Baumkrone zu erhalten. Storrer empfiehlt, diese Arbeit vom Experten ausführen zu lassen.

Man sieht: Ein Baum pflanzt sich zwar nicht so einfach wie ein Margeritenstrauch – dafür kann er selbst noch unsere Urururenkel erfreuen.

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Anleitung: 8 Tipps, damit Ihr Bäumchen Wurzeln schlägt

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Autor: Üsé Meyer
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Illustrationen: Anne Seeger und Andrea Klaiber