Karin Simon hat fast ihr ganzes Leben lang an der Habsburgerstrasse 21 in Luzern gewohnt. Als Kind war sie vor 27 Jahren mit ihrer Mutter eingezogen. Später übernahm sie den Mietvertrag. Anfang Juni betraten die 36-jährige Kommunikationsfachfrau und ihr Ehemann Marcel die Dachwohnung ein letztes Mal – zur Wohnungsübergabe.

Die Liegenschaftsverwaltung KLT Treuhand AG hatte ihnen und fast 20 weiteren, oft ebenfalls langjährigen Mietern im November 2003 gekündigt. Grund war die geplante Totalsanierung des Hauses. Karin Simon begrüsste den Umbau zunächst: «Jahrzehntelang wurde fast nichts in den Wohnblock investiert.»

Das Ehepaar hätte die Wohnung nach dem Umbau gerne wieder gemietet und auch einen höheren Mietzins in Kauf genommen. Mündlich habe die Verwaltung Simon einen neuen Vertrag versprochen: «Wir könnten uns auf sein Wort verlassen, versicherte uns der zuständige Sachbearbeiter.»

Dann aber folgten monatelang Vertröstungen – bis es zu spät war. Anfang Juli begannen die Bauarbeiten, und das Ehepaar Simon verreiste für zwei Monate ins Ausland. Simon: «Als ich mich vor der Abreise ein letztes Mal erkundigte, putzte mich der Verwalter Kurt Lustenberger ab: Ihm sei egal, wie lange ich dort wohne, er könne vermieten, an wen er wolle.» Auch das italienische Rentnerpaar Damiani, seit 17 Jahren Mieter, wurde endlos hingehalten: «Mindestens zwanzig Mal rief ich an, erhielt aber keine Offerte», sagt Vincenzo Damiani. Entnervt gab das Rentnerpaar schliesslich auf und suchte sich eine neue Wohnung. «Die Verwaltung hat uns falsche Hoffnungen gemacht, damit wir auf eine Einsprache gegen die Kündigung verzichten», ist Simon überzeugt.

Verdoppelung der Miete angekündigt


Verwalter Lustenberger beschwert sich seinerseits auf Anfrage zuerst einmal über die Mieterin Simon: «Sie drohte mit Anwalt und Medien, was ich als Nötigungsversuch empfand.» Weder dem Ehepaar Simon noch den anderen Interessenten unter den ehemaligen Mietern seien neue Verträge angeboten worden. «Wir können keine Angebote machen, weil wir die Kosten des Umbaus noch nicht kennen», rechtfertigt sich Lustenberger. Ein seltsames Argument, nachdem die Bauarbeiten schon begonnen haben. Der Eigentümer, ein in Engelberg wohnhafter Heinrich Heiler, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Für Simon ist dagegen klar: «Verwalter Lustenberger nutzt die Sanierung, um auf elegante Art seine langjährigen Mieter loszuwerden und die Mietpreise hochzutreiben.» Lustenberger bezeichnet dies als «haltlose Unterstellung». Allerdings hatte sein Sachbearbeiter Simon telefonisch bereits kräftige Mietzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Nach der Kündigung im November 2003 sprach er von 1900 Franken Miete nach dem Umbau. Im April war bereits von 2400 bis 2600 Franken die Rede. Das Doppelte der bisherigen 1300 Franken für die Viereinhalb-Zimmer-Wohnung.

Eine Mietverdoppelung lässt sich kaum rechtfertigen. Ein Vermieter darf nur die Amortisation der wertvermehrenden Umbauten verrechnen. Würde der Umbau zum Beispiel zwei Millionen Franken kosten, würde die zulässige Erhöhung der Monatsmiete laut Modellrechnung des Beobachter-Beratungszentrums pro Wohnung rund 400 Franken betragen.

Ob die Rechnung für den Vermieter aufgehen wird, ist dennoch offen: Auch Neumieter können überhöhte Mieten vor Gericht anfechten.

Quelle: Fabian Biasio