Mitten im Wald, ein wenig abseits des Wegs stossen wir auf Rotkäppchen: Leicht verlegen hält sie den Zipfel ihres Kleids in der Hand und schaut gleichwohl keck unter ihrer Kappe hervor. Ihr Blick gilt jedoch nicht den Wandernden, sondern der grossen Frauengestalt mit Wolfskopf, die ein paar Meter von ihr entfernt steht. So hat die britische Künstlerin Nicola Hicks ihre Kindheitserinnerung an das grimmsche Märchen umgesetzt.

«Recovered Memory», wiedergewonnene Erinnerung, heisst das Kunstwerk, das ein Teil des Skulpturenparks im Kloster Schönthal bei Langenbruck ist. Eine Erinnerung, die ihr wohl während ihres Künstleraufenthalts in Schönthal kam – und Teil des Parkkonzepts ist: Jeder Künstler hat eine Weile im Kloster residiert, die Landschaft auf sich wirken lassen und dann sein Kunstwerk für diesen Ort geschaffen.

Das Outdoor-Museum ist nicht gepützelt

Das ehemalige Kloster aus dem 12. Jahrhundert liegt inmitten der urtümlichen Juralandschaft am Fuss des Belchens. Seit dem Jahr 2000 ist es ein Zentrum zeitgenössischer Skulpturenkunst. In der hügeligen Natur sind 30 Skulpturen und Installationen platziert. Die Bezeichnung Park ist etwas irreführend: Das Outdoor-Museum hat nichts Gepützeltes, Aufgeräumtes, Eingepferchtes. Im Gegenteil: Die Kunstwerke sind zwischen Wiesen mit Kuhfladen, Brombeerhecken, Wald, Bächen und Schafherden verstreut. Manche scheinen mit der Natur zu verschmelzen: Steigt man steil den Wald hinauf, geht man unversehens auf Kunst – auf den verkohlten Eichenbalken des Briten David Nash. Manche der Skulpturen sind unübersehbar, andere übersieht man leicht.

Und Schönthal bietet neben einem einmaligen Zusammenspiel von Natur und Kunst noch etwas mehr: herrliche Stille, die nur ab und an von Kuhglocken durchbrochen wird.

Anreise: Mit dem Postauto von Balsthal SO oder Waldenburg BL nach Langenbruck BL. Von der Haltestelle Post aus erreicht man das Kloster Schönthal zu Fuss in rund 15 Minuten. Wanderwegweisern Richtung Belchenfluh und Kloster Schönthal folgen.

Öffnungszeiten: Der Skulpturenpark ist ganzjährig zugänglich. Der Eintritt kostet 10 Franken. An der Kasse beim Kloster kann man einen Wegplan kaufen, auf dem die Standorte der Kunstwerke verzeichnet sind. Der Rundweg dauert gut 11⁄2 Stunden. In den Innenräumen des Klosters finden wechselnde Kunstausstellungen statt: Freitag, 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 18 Uhr.

Rast: In Langenbruck hat es mehrere Einkehrmöglichkeiten.

Quelle: Roland Schmid/Pixsil