Ende Oktober flatterte ein Hochglanzprospekt mit Texten und verführerischen Fotos von schönen Jugendlichen in zahlreiche Schweizer Briefkästen. Angeboten werden Brieffreundschaften und «Kulturreisen» in die Ukraine. Ein Briefkontakt kostet 25 Franken, die einwöchige Reise 4990 Franken.

Hinter der Aktion steht Sergej Gerasjuta, Präsident des Zürcher Hilfswerks «SOS International Weg zur Rettung», ein altes Sorgenkind von Spendenexperten (siehe «Artikel zum Thema»). «Wir können SOS International nicht für Spenden empfehlen, weil es massiv von unseren Standards abweicht», warnt Karin Meierhofer von der Stiftung Zewo. Pikant: Die Kontaktadresse samt Telefonnummer im Prospekt stimmt mit jener des Hilfswerks überein.

SOS International habe nichts mit dem Hochglanzprospekt zu tun, sagt Buchhalter und Kassier Franz Meister, «das ist eine Privatsache von Herrn Gerasjuta». Zudem weile Gerasjuta derzeit in der Ukraine, um das «Partnervermittlungsprojekt» zu stoppen, da sich kaum jemand dafür interessiere.

Vor kurzem scheiterte Gerasjuta auch mit einem anderen Projekt. Im Sommer hatte er ein rotes A4-Blatt mit weissem Kreuz verschickt: «Wie bekomme ich einen Schweizer Pass?», stand darauf in grossen Lettern. Wer 35 Franken einzahle, erhalte innerhalb einiger Wochen eine Broschüre mit Anleitungen zum schnellen und einfachen Erwerb des Schweizer Passes. Doch die Interessenten wurden enttäuscht. «Leider müssen wir aus strategischen und politischen Überlegungen die Broschüre aus unserer Druckliste streichen», zog Verleger Gerasjuta das Angebot zurück. Doch der nächste Streich des umtriebigen Ukrainers folgt bestimmt.

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