Auf dem Höhepunkt seines Ernährungswahnsinns ass Nils Binnberg noch sechs Lebensmittel: Avocado, Räucherlachs, Blattsalat, weisses Fleisch, Buchweizenbrei – und Nüsse. Gegen Nüsse ist der 43-Jährige allergisch. Wenn er sie isst, bilden sich schuppige, rote Stellen an seinen Händen. Aber Nüsse enthalten L-Tryptophan – einen Stoff, aus dem im Körper das Glückshormon Serotonin entsteht. Jede einschlägige Ernährungsempfehlung besagt, das sei gesund. Darum ass Binnberg Cashewnüsse und Co. – trotz Qualen.

Nils Binnberg trieb auf die Spitze, was in der Gesellschaft passiert. Immer mehr Menschen verzichten freiwillig auf etwas: auf Gluten, Laktose, Zucker, Kohlenhydrate. Sie ernähren sich vegetarisch, vegan, paleo, ketogen, betreiben Clean Eating, Intervallfasten, machen Detox-Kuren oder achten übertrieben auf qualitativ hochwertige Lebensmittel. Alle haben ihr eigenes Ernährungsportfolio, vermeintliche Unverträglichkeiten und Vorlieben. Gemeinsame Essen werden zum Spiessrutenlauf.