Wenn Karin und Bruno Lamprecht nicht drei Kinder hätten, wären sie später Millionäre. In zwölf Jahren wird ihr jüngstes Kind erwachsen, und sie hätten 1'430'000 Franken zusammengespart - genau jenen Betrag, den sie nun für Klara, Till und Tamara aufwenden.

Zugegeben, diese Rechnung ist reichlich gefühllos. Sie lässt alles weg, was Kinder auch noch bedeuten - neue Perspektiven im Leben, Zusammengehörigkeit, Zuwendung, Herausforderung, Freude, Glück. All das lässt sich selbstverständlich nicht mit Geld aufwiegen.

Auch Karin und Bruno Lamprecht haben seinerzeit nicht finanzielle Überlegungen angestellt, als sie sich entschlossen, eine Familie zu gründen. «Für mich war immer klar, dass ich Kinder wollte», erzählt Karin Lamprecht. «Zudem wollten wir beide eine Veränderung im Leben.»

Dennoch lässt sich nicht wegdiskutieren, dass Kinder ein beachtlicher Kostenfaktor sind: 1100 Franken pro Monat kostet ein Kind seine Eltern, bis es zwanzig ist. «Können wir uns das leisten?», fragen sich manche Paare bang, wenn sie diese Summe mit ihrem Einkommen vergleichen. Nicht erschrecken! Diese 1100 Franken sind ein Durchschnittswert, der die ganzen Lebensjahre bis zum 20. Geburtstag umfasst. Nach einer ersten Ausgabenspitze für die Anschaffungen rund um die Geburt gehen die Kosten stark zurück und steigen erst mit zunehmendem Lebensalter wieder an.

Gerade bei der Erstausstattung fürs Baby lassen sich viele hundert Franken sparen, wenn man sich auf das Nötigste beschränkt und zu improvisieren versteht. Viele Gegenstände wie Stubenwagen, Schoppenwärmer, Badewanne und vor allem die ersten Kleider braucht man nur wenige Monate. Sie alle kann man ausleihen oder günstig in Kinderbörsen erwerben. Fürs Baby spielt das überhaupt keine Rolle - ihm ist im einfachen Nestchen genauso wohl wie im gestylten.

Plötzlich nur noch halbes Einkommen

Bei den laufenden Kosten gibt es wenig Sparpotenzial, aber sie liegen auch noch nicht so hoch: Monika Göldi, Präsidentin von Budgetberatung Schweiz, rechnet für den Säugling mit zusätzlichen 300 bis 410 Franken pro Monat, die sich wie folgt zusammensetzen:
 

 

  • Krankenkasse Baby: rund 70 Franken
  • Windeln: 80 bis 100 Franken
  • Nahrung: 60 bis 150 Franken
  • Haushalt-Nebenkosten (Waschmittel, Körperpflege): rund 40 Franken
  • Kleider, Wäsche: rund 50 Franken


Hinzu kommen, je nachdem wie sich das Paar organisiert, die Kosten für die ausserfamiliäre Betreuung (zum Beispiel Krippe). Nicht zu vergessen das Geld für den Babysitter, damit die Paarbeziehung nicht zu kurz kommt.

Fürs Budget viel einschneidender als die neuen Ausgaben sind die Veränderungen auf der Einkommensseite. Oft ist das Einkommen der Eltern ja nahezu halbiert, wenn sie - in der Mehrheit sind es noch immer die Mütter - ihre Erwerbsarbeit aufgeben oder einschränken, um den Nachwuchs zu betreuen.

Selbst wenn sich der Lebensstil eines Paares mit einem Baby ändert - weniger Ausgang, weniger Freizeitaktivitäten, weniger Reisen -, bedeutet diese Einkommensverminderung eine drastische Einbusse. Da können relativ hohe Fixkosten, etwa für Lebensversicherungen, Leasingverträge oder Konsumkredite, zu einem belastenden Problem werden.

«Viele Paare, die ein Kind erwarten, beginnen sofort mit der Wohnungssuche, prüfen Spielplätze und zukünftige Schulwege», sagt Monika Göldi. Viel wichtiger scheint ihr, durchzudenken, wie sich die Einkommenssituation verändern wird.

Mal mit dem Minimum rechnen

Oft würden die Mütter selbstredend davon ausgehen, dass sie nach dem Mutterschaftsurlaub wieder arbeiten, berichtet Göldi aus ihrer Beratungserfahrung. Doch dann möchten sie das Kind länger stillen, fürchten die Mehrfachbelastung oder haben schlicht die wachsende Beziehung zum Kind unterschätzt. Wenn sie dann die geplante Erwerbsarbeit kündigen, klafft im Familienbudget ein empfindliches Loch.

«Deshalb empfehle ich werdenden Eltern, detailliert durchzurechnen, mit welchem Einkommen sie im Minimum noch zurechtkämen, um nicht ins Minus zu rutschen», sagt Monika Göldi. Am besten überlegen sich Eltern gemeinsam und partnerschaftlich, wie sie sich organisieren wollen, wenn das Kind da ist: Wer übernimmt wie viel Betreuungsarbeit? Wer reduziert die Erwerbsarbeit? Und um wie viel?

Karin und Bruno Lamprecht sind kürzlich in eine neue Familienphase eingetreten, als Karin wieder ins Berufsleben einstieg. «Das vergrössert unser Familienbudget», sagt Karin Lamprecht, doch das sei nicht das Motiv gewesen. «Ich wollte einfach wieder eine neue Herausforderung.» Dies obwohl man mit Kindern ständig gezwungen sei, sich zu verändern und zu hinterfragen. «Doch das ist ja gerade das Spannende», ergänzt sie lächelnd.

Nachwuchs: Lieb und teuer

Wie teuer kommt ein Kind zu stehen? Das Bundesamt für Sozialversicherungen liess 1998 eine entsprechende Studie erstellen, deren Ergebnisse heute noch als repräsentativ gelten: Die direkten Kosten für ein Kind liegen bei 18 Prozent des Haushalteinkommens. Bei einem durchschnittlichen Einkommen ergibt das total rund 340'000 Franken, bis es das 20. Altersjahr erreicht. Die durchschnittlichen Monatskosten betragen 1100 Franken.

Hinzu kommen die indirekten Kosten - die für die Kinder aufgewendete Zeit. Die Studie errechnet, wie viel die Eltern, vorab die Mütter, weniger verdienen, weil sie ihre Erwerbsarbeit zugunsten der Kinderbetreuung einschränken oder aufgeben. Diese Kosten werden mit rund 480'000 Franken veranschlagt, ergibt zusammen 820'000 Franken für ein Kind.

Bei zwei Kindern steigt der Gesamtbetrag auf 1'170'000 Franken, bei drei auf 1'430'000 Franken. Das erste Kind ist teurer als die folgenden, weil bei ihnen bestimmte Ausgaben wie Wohnkosten nur unterproportional zunehmen.