Im Sommer 2007 musste der Spielzeughersteller Mattel rund 20 Millionen Artikel vom Markt nehmen. Sie enthielten giftige Substanzen wie Blei oder Weichmacher, die beim Spielen über Haut, Mund oder Atemwege in den Körper gelangen, oder starke Magnete, die sich lösten und von Kleinkindern verschluckt werden konnten. 

Konsumentenschützer warnen seit Jahren vor der Gefahr im Kinderzimmer. 2010 untersuchte die deutsche Stiftung Warentest 50 Spielzeugartikel für Kleinkinder. Das alarmierende Ergebnis: 80 Prozent der getesteten Plüschtiere, Puppen und Holzartikel waren mit Schadstoffen belastet, zwei Drittel davon sogar stark bis sehr stark. So fanden die Tester Stoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein sowie die Fortpflanzungsfähigkeit und das Erbgut zu schädigen: polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Nonylphenol, Formaldehyd, Nickel, Weichmacher und zinnorganische Verbindungen. Weiter zeigte sich, dass teures Spielzeug nicht zwingend besser ist. Auch Markenware bestand den Test zum Teil nicht.  

«Ein Blick auf das europäische Schnellwarnsystem für unsichere Produkte, Rapex, zeigt, dass noch immer übermässig viel Spielzeug auf den Markt kommt, das nicht sicher ist», sagt Josianne Walpen von der Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz.

Das Gros der weltweit verkauften Spielwaren – vor allem Gesellschaftsspiele, Stofftiere, Puppen und Plastikspielzeug – wird in China produziert, wo die Auflagen nicht so streng sind. Josianne Walpen: «Die chinesischen Hersteller arbeiten unter grossem Preis- und Zeitdruck, häufig werden nicht einmal grundlegende Arbeitsrechte eingehalten. Auch Kinderarbeit ist erlaubt. Schadstoffe, die in Europa längst verboten sind, gelangen so in unsere Kinderzimmer.» 

Es lohnt sich also, Spielzeug vor dem Kauf genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn die Ware verrät einiges über Inhaltsstoffe und Produktionsbedingungen.

Sicher, umweltfreundlich, fair – die wichtigsten Tipps

Gesundheit

  • Trauen Sie Ihrer Nase: Ein chemischer oder Parfumgeruch könnte ein Hinweis auf ausdünstende Gifte sein.

  • Machen Sie den Stresstest: Reiben oder ziehen Sie am Spielzeug. Kaufen sie es nicht, wenn sich Farbe, Kleinteile oder Nähte lösen.

  • Lassen Sie sich beraten, vorzugsweise in Geschäften, die sich auf faires und umweltfreundliches Spielzeug spezialisiert haben.

  • Achten Sie bei Plastikspielzeug auf die Hinweise «PVC-frei» oder «Phthalat-frei». Ein Produkt, das PVC enthält, muss mit der Ziffer 03 im Recycling-Dreieck oder dem Aufdruck «PVC» gekennzeichnet sein. Die Kunststoffe Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) oder Acetyl-Butyl-Styrol (ABS) sind unbedenklich.

  • Bei Holzspielzeug ist unlackiertes Vollholz die beste Wahl. Potentielle Schadstoffe sind vor allem im Lack enthalten. Sperrholz und Spanplatten sollten Sie besser meiden, hier kann Formaldehyd ausdünsten.

  • Lackiertes Spielzeug sollte speichel- und schweissfest sein. Dies erkennen Sie am Hinweis «DIN 53160». Oder Sie fahren mit einem feuchten Finger über das Produkt. Bleibt die Farbe am Finger hängen, kaufen Sie es besser nicht.  

  • Bei Fingerfarben sollten Sie Produkte auf der Basis von Lebensmittel- und Pflanzenfarben und ohne Konservierungsstoffe bevorzugen. Die Farbe sollte einen Bittersoff enthalten, damit Kinder das Produkt nicht in den Mund nehmen.

  • Gütesiegel gibt es im Bereich Spielzeug erst wenige. Und mit dem allgegenwärtigen CE-Siegel verpflichtet sich der Hersteller lediglich, gesetzliche Mindestanforderungen einzuhalten. Aussagekräftiger sind Siegel, die von unabhängigen Prüfinstituten vergeben werden. Trägt ein Spielzeug zum Beispiel das GS-Zeichen für «Geprüfte Sicherheit», hat der Hersteller freiwillig ein unabhängiges Institut beauftragt, die Sicherheit zu prüfen. Beim «Spiel gut»-Zeichen steht zwar der Spielwert im Vordergrund, den ein unabhängiger Ausschuss nach pädagogischen Kriterien beurteilt. Aber auch Design, Sicherheit, Haltbarkeit sowie Material und Umweltverträglichkeit werden getestet.   

  • Waschen Sie Plüschtiere, Stoffpuppen oder Schmusedecken nach dem Kauf. So verringern Sie die Schadstoffe. Anschliessend gut trocknen, sonst droht Schimmel. Tipp: Gegen Milben hilft ein 24-Stunden-Aufenthalt in der Tiefkühltruhe.

  • Auf den Websites von Ökotest (www.oekotest.de) und Stiftung Warentest (www.test.de) finden Sie unter «Kinder und Familie» Informationen über getestete Spielzeuge.

  • Sie haben Anspruch darauf, einwandfreie Ware zu bekommen. Bewahren Sie deshalb für den Fall einer Reklamation Quittung sowie Anschrift des Herstellers oder Importeurs auf. Unter diesem Link können Sie die aktuellen Rückrufe einsehen (nur englisch): www.ec.europa.eu/...

  • Die Stiftung für Konsumentenschutz gibt in ihrer Broschüre «Spielzeug sicher und gefahrlos» weitere wichtige Tipps. Zu bestellen gegen CHF 9.50 auf www.konsumentenschutz.ch/...

Nachhaltigkeit

  • Kaufen Sie Stofftiere aus Biobaumwolle.

  • Kaufen Sie Spielzeug aus Holz. Achten Sie auf das FSC-Siegel.

  • Greifen Sie zu heimischem, beziehungsweise in der EU produziertem Spielzeug. In europäischen Ländern sind die Umweltauflagen strenger als in Fernost, und die Transportwege sind kürzer.

  • Einige Spielwaren kann man selbst umweltfreundlich herstellen, zum Beispiel Fingerfarben aus Gelatine und Stärke. Auch für Ton und Salzteig als Ersatz für Knetmasse findet man Anleitungen in Bastelbüchern und im Internet.

  • Verzichten Sie auf batteriebetriebenes Spielzeug. Batterien enthalten schädliche Säuren oder Laugen und Schwermetalle.

  • Es muss nicht immer neu sein. Viele Secondhand-Geschäfte verkaufen gut erhaltenes Spielzeug. Der Vorteil: Formaldehyd und gesundheitsschädliche Lösungsmittel sind schon verdampft.  

  • Entsorgen sie noch funktionierendes Spielzeug nicht in der Mülltonne, sondern verschenken Sie es. Tipp: Auf www.nachbarnetz.ch kann man Spielzeug tauschen, günstig kaufen oder verkaufen.

  • Klasse statt Masse. Schenken Sie ausgewähltes, hochwertiges Spielzeug. So bleiben die Sachen länger heil und können später auch an andere Kinder weitergegeben werden.

Fairness

  • Kaufen Sie in Europa produziertes Spielzeug. Dessen Produktion untersteht strengen Richtlinien. Meist findet sich auf den Produkten ein Hinweis, in welchem Land sie hergestellt wurden. Wenn nicht, fragen Sie im Laden nach. Spielzeug aus Schweizer Werkstätten findet man zum Beispiel auf www.faircustomer.ch.

  • Achten Sie bei aus China importiertem Spielzeug darauf, dass es nach dem Kodex des Weltverbandes der Spielzeugindustrie (ITCI) produziert wurde. Gemäss diesem sind Firmen dazu angehalten, Mindestlöhne, Überstunden und Sozialleistungen zu zahlen sowie auf Kinderarbeit zu verzichten. Die Aktion «Fair spielt» veröffentlicht Listen von Firmen, die sich an diesen Kodex halten. Link: www.woek.de